CLII.

[197] 1. Bomey, bomey jr Polen,

Gott grüs euch all zugleich,

ewern könig solt jr holen,

so fern in Franckreich,

rüst euch zu, schmiert die schuh,

verkaufft den ochsen behalt die kuh,

joch hoßko hawadey.[197]


2. Und lasts euch nit verdriessen,

und macht euch auff die fahrt,

jr werd es wol geniessen:

an ewerm könig zart,

er ist gar mild und lobenswerth,

gibt euch ein esel für ein pferd,

joch hoßko hawadey.


3. Ist das nit große schande,

euch Polen all zugleich,

das jr in diesen landen,

noch in dem römischen reich,

nit wisset einen herren,

der ewer könig möcht werden,

joch hoßko hawadey.


4. Die raut war euch bitter,

der adler ward dir gram,

drumb schickt jr aus viel ritter,

und manchen edelman,

mit grossem pracht und pralen,

ewern könig zu holen,

joch hoßko hawadey.


5. Wie ist euch nun gerathen,

der junge königs man,

der so viel ritterlich thaten

zu Pariß hat gethan,

danck habt jhr stoltzen polischen knaben,

ein solchen könig wolt jr haben,

joch hoßka (so) hawadey.


6. Ewer könig lest euch bitten,

an einem abend tantz,

und thut euch freundlich schicken,

von lilien einen krantz,

daran solt jhr Polen riechen,

ewer könig thut sich verkriechen,

joch hoßko hawadey.[198]


7. Nun tantz du polnischer ochse,

mit der frantzösischen kuh,

zu Krakaw auff dem schlosse,

und macht die fenster zu,

das euch der könig nit entweich,

und die frantzösische kuh nit beseich,

joch hoßko hawadey.


8. Darumb rath ich euch Polen,

allen zusamen gleich,

thut ewern könig holen,

ziehet mit in Frankreich,

waget leib ehr, und darzu gut,

wehrt ewerm könig sein ubermut,

joch hoßko hawadey.


9. Darumb thut euch gesellen,

wol bey den teutschen hauff,

thut euch zusammen stellen,

und ziehet mit hinauff,

da ist so mancher redlicher man,

der leib und leben setzt daran,

joch hoßko hawadey.


10. Wer sol euch nu beklagen,

das weis der liebe Gott,

jr müst ewer lebenlang tragen,

den hon und auch den spott,

die Polen haben sich voll gesoffen,

darüber ist jn jr konig entloffen,

joch hoßko hawadey.


11. Ewer könig beut euch ein gute nacht,

euch Polen allzugleich,

hat sich bey zeit darvon gemacht,

ist wider in Franckreich,

die polnisch kron mit sich genommen,

ein schaffshut solt jhr wider bekommen,

joch hoßko hawadey.[199]


12. Wer ist der uns dis liedlein sang,

frey wol gesungen hat,

in Sachsen ist er wol bekandt,

in einer freyen stadt,

die Polen sein betrogen,

der vogel ist jn entflogen,

joch hoßko hawadey.

Quelle:
[Anonym]: Das Ambraser Liederbuch vom Jahre 1582. Stuttgart 1845, S. 197-200.
Lizenz:
Kategorien:

Buchempfehlung

Brachvogel, Albert Emil

Narziß. Ein Trauerspiel in fünf Aufzügen

Narziß. Ein Trauerspiel in fünf Aufzügen

Albert Brachvogel zeichnet in seinem Trauerspiel den Weg des schönen Sohnes des Flussgottes nach, der von beiden Geschlechtern umworben und begehrt wird, doch in seiner Selbstliebe allein seinem Spiegelbild verfällt.

68 Seiten, 8.80 Euro

Im Buch blättern
Ansehen bei Amazon

Buchempfehlung

Geschichten aus dem Biedermeier III. Neun weitere Erzählungen

Geschichten aus dem Biedermeier III. Neun weitere Erzählungen

Biedermeier - das klingt in heutigen Ohren nach langweiligem Spießertum, nach geschmacklosen rosa Teetässchen in Wohnzimmern, die aussehen wie Puppenstuben und in denen es irgendwie nach »Omma« riecht. Zu Recht. Aber nicht nur. Biedermeier ist auch die Zeit einer zarten Literatur der Flucht ins Idyll, des Rückzuges ins private Glück und der Tugenden. Die Menschen im Europa nach Napoleon hatten die Nase voll von großen neuen Ideen, das aufstrebende Bürgertum forderte und entwickelte eine eigene Kunst und Kultur für sich, die unabhängig von feudaler Großmannssucht bestehen sollte. Für den dritten Band hat Michael Holzinger neun weitere Meistererzählungen aus dem Biedermeier zusammengefasst.

444 Seiten, 19.80 Euro

Ansehen bei Amazon