CLXXXII.

[235] 1. Freud und mut ist gar dahin,

der unfall hat mich troffen,

Das ich so gar elende bin,

und auch nicht mehr sol hoffen,[235]

Hertzlieb zu dir, wenn du liebest mir,

in solcher gier, der ich nit weis zu wenden,

gib rath darzu, wie ich jm thu,

mein hertz wil bey mir enden.


2. Solt ich nun von dir scheiden,

so wil ich einig bleiben,

All ander freud wil ich meiden,

wil mich zu elend schreiben,

In leid und klag, wil ich mein tag,

in unmus hag, mit seuffzen stets volbringen,

vor solcher schwer, fraw ich beger,

dein gnad vor allen dingen.


3. Seit ich doch niemand lieber,

was wil dein güt zeihen mich,

Ich bleib dir stets bis in mein grab,

desgleich mich zu dir versich,

Durch all dein ehr, dich zu mir kehr,

wenn sich jmmer, gehn dir mein hertzlieb thut wenden,

und wo ich bin, da schreib ich hin,

glück begnad mich elenden.

Quelle:
[Anonym]: Das Ambraser Liederbuch vom Jahre 1582. Stuttgart 1845, S. 235-236.
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