CCXLII.

[350] 1. Ich weis mir ein hübsche gräserin,

sie grast mir in der wiesen,

Da kam derselbig ritter,

und des die wiese war.


2. Fraw gräserin gebt mir ein pfand,

die wiese die ist mein,

Und da mein lieber herre,

und was sol es denn sein.


3. Dasselbig pfand das sie jhm gab,

das wolt er aber nicht,

Er wolt das allerliebste han,

und das die jungfraw hett.


4. Dasselbig pfand das hat sie wol,

sie gab jms aber nit,

Sie brach von rosen ein zweiglein ab,

und wehret sich damit.


5. Sie wehret sich mit dem rosenzweig,

bis das der stil zerbrach,

Da schwang sie derselbig ritter

wol in das grüne gras.


6. Ach alter man ach greiser man,

nun rür mich nur nicht an,

Rührst du mich mit dem eys grawen bart,

so stirb aber ich.


7. Der uns das liedlein new gesang,

von newem gesungen hat,

Das hat gethan ein reuter gut,

zu Brauschweig in der stadt.


8. Er singt uns das, und singt uns mehr,

Gott behüt jm auch sein ehr,

Gott behüt allen zarten jungfrewlein

jr zucht und auch jr ehr.


Quelle:
[Anonym]: Das Ambraser Liederbuch vom Jahre 1582. Stuttgart 1845, S. 350-351.
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