CI. Die hintergangene Einfalt.

[205] In einer Nahmhaften wohlbekanten Stadt wohnete ein Tuchmacher / der eben nicht der Klügeste war / aber seine Jungefrau hatte nebst ihrer guten Gestalt auch etwas mehr Witz im Gehirn. gleich wie er alt / und ihr / wie sie es begehrte nicht gnugsam auffwarten kunte /noch wolte / als hielte sie es vor erlaubt / ihre Nahrung ausserhalb Hauses zu suchen / zu dem Ende bestellete sie durch ihre mithelffende Magd einen feinen starcken Jüngling / Nahmens Antoni / daß er in der folgenden Nacht zu ihr auff ihr Meyer Gut in dem ohnweit der Stadt belegenen Dorff käme / allwo sie ihm etwas zu sagen hätte. Die Magd / in Erwartung eines guten Trinckgelds / bestellte das Gewerb gebührlich / und also kam Antoni gegen die Tunckele zu der Frauen / mit dem sie / nach eingenommener delicaten Mahlzeit sich ergetzete / und ihn ersuchte / so offt zu ihr zu kommen / als ihm beliebte. Sintemahl sie den Sommer über meist in dem Dorffe sich auffhalten würde. Sie gab ihm aber ein Zeichen / nehmlich / er solle acht haben auff den todten Eselskopf /den sie auf einen hohen Pfahl in dem Wein-Garten beym Hause auffgerichtet hatte / stünde selbiger mit dem Maul nach der Stadt gekehret / so sey Sicherheit vor sie beyde. Wofern er aber nach dem Berge zielete / wäre ihr Mann kommen / solches unterhielten sie eine gute Weile / biß endlich / da sie eben bey einem schönen paar Kapaunen und etlichen Flaschen guten Weins ihre Abendmahlzeit halten wolten / der Mann drüber gar plötzlich anklopfete / ehe Antoni noch kommen war. Sie gab die Gerichte und den Wein alsobald der[206] Magd / selbige unter einen Pfirsichbaum in den Garten zu tragen / als worunter sie ihres Buhlen schon etliche mahle erwartet hatte. Darauff lässet sie den Mann ein / und setzet ihm etwas von kalten Speisen für / nach eingenommener Mahlzeit aber gehen sie mit einander schlaffen / und weil sie in der Confusion vergessen hatte / den Eselskopf umbzukehren /kamendlich Antoni und klopfete fein leise an der Haußthür an / die nicht weit von der Schlaffkammer war / der Tuchmacher hörete es / und stieß seine Frau an / welche sich stellet / als ob sie schlief / er aber weckete sie auf / weil das Klopffen nicht ablassen wolte / und sagte / es klopffet jemand an der Thür. Ach mein lieber Mann / sprach sie / liget nur fein still / es ist ein Gespenst / das mich schon etliche Nächte geängstiget hat / aber durch mein kräftiges Beschweren / habe ich es noch allemahl er vertrieben; So kanstu / war seine Gegenrede / die bösen Geister verbannen? Ja / antwortete sie / ich habe solches von einem Einsiedler gelernet / und wann ihr wollet / so stehet /mit mir auff / wir wollen diesen Geist schon wegtreiben. Also giengen sie mit einander zur Thüre / und sie sprach: Mann / reuffert euch / er thäte solches / und wie das geschehen / sprach sie: o du schändlicher Geist vor der Thüre Hasleban Tapsicon Rebarbosi Boruntaf ist Kisiotri: Weiche weg / und packe dich zu dem Pfirsichbaum in meinem Garten / da wirstu finden / was du suchest / mit uns hastu zu diesemmahl nichts zu thun: Man reuffert euch noch einmahl. Der Tuchmacher folgete ihr / und Antoni merckete schon /wie es stunde / gieng in den Garten / und fand / was man daselbst vor ihn hingelegt hatte / damit machte er sich wieder nach Hauß / und verzehrete es in freuden. Am folgenden Abend aber / als der Tuchmacher wieder nach der Stadt gekehret / preisete[207] er seine Frau bey jederman / welche inzwischen mit Antoni seiner Einfalt von Hertzen lachete.

Quelle:
Schau-Platz der Betrieger: Entworffen in vielen List- und Lustigen Welt-Händeln [...]. Hamburg, Frankfurt am Main, 1687, S. 205-208.
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