CXXII. Der bestraffte Ehebrecher.

[257] An dem Hofe eines gewissen Frantzösischen Printzen hielt sich einer / Nahmens Angoulevent ordinari / auff / und kunte wohl mit Fug ein Hof-Hurenwirth genennet werden / der stets zusahe / wie er so wohl andern /als insonderheit ihm selbst / etwas zu wegen bringen kundte. Dieser späet zu Pariß ein junge Frau auß / so erst nenlich sich daselbst in einer Vorstadt / an einen Barbirer verheurachet hatte / welche / dem Ansehen nach / an Schöne und Höffligkeit keiner andern etwas nachgeben thäte. Angoulevent brauchte da viel Mühe / biß er mit ihr Gelegenheit zu reden bekam. Welches dann in ihrem Hauß / in Abwesenheit ihres Manns /geschahe: Da er ihr in der Barbierstuben endlich seinen Willen eröffnete. Diese junge Schönheit zeigete dieses Ertzkuplers Begehren ihrem Ehewirth an / welcher ihr befihlt / sich ein andermahl freundlich gegen ihm zustellen / und demselben die Zusage / seinen Willen zu erfüllen / zu thun / unterdeß er sich einer Reise auffs Land annehmen wolle. Da nun Angoulevent sie des andern Tags in der Vorstadt antrifft / und mit ihr zu reden Gelegenheit bekompt / erzeiget sie sich nicht allein gar freundlich gegen ihm / sondern berichtet ihn auch / daß ihr / Mann verreiset were /und daß sie ihm wollte ein Nacht-Essen geben / darzu sie ihm dann eine Stund[257] nante. Anguoleuent war frölich / und schickte durch einen Jungen alles das / so zum Nacht-Essen vonnöthen war / und kam ein wenig hernach selbst zu seiner vermeinten Bulschafft / setzte / nach gehaltenem guten Gespräch / sich mit ihr zu Tisch / continuirte seinen liebliche Discurs: Unterdeß der Barbirer mit zweyen guten Freunden an einem Ort verborgen war / von dannen er / durch ein Thürloch /davor ein Teppich hieng / alles das sehen kundte was dieser geile Mensch vor hatte / und mit Ungedult der Stund erwartete / daß er ihn überfallen möchte. Als das Essen vorüber / trachtet Angoulevent nach dem Bette / und schicket sich daher zum außziehen der Kleider: Die listige Frau aber bittet ihn / ein frisches Hemmet anzulgen / so sie ihm geordnet / ehe er sich ins Bett lege: Welches er ihr auch nicht abschlägt. Da er nun gantz fertig das Hemmet hinweg zu thun / so kommen die oberwehnte drey / ein jeder mit einer guten Hand voll Ruthen / ihm ein rohtes Hembd zu geben / und gehen dergestalt mit ihm umb / daß er sich nie bey einem solchen Fest befunden Und je mehr er alarmo, mordio, und dergleichen schreyet / je mehr sie ihm Streich geben / und so lang treiben / biß ihme das Blut von allen Orthen herunter laufft / und er für todt auff dem Boden außgestreckt / vor ihnen da gelegen ist. Als er nun ein wenig wieder in die Kleider kommen / haben sie ihn endlich auß dem Hauß gejagt / und ihme mit Stecken noch ein gute Nacht geben. Er zog stillschweigend fort: Und weil er in dieser Vorstadt bekant war / so gieng er zu einem seiner guten Freund / da er des andern Tags sich gar kranck befande und / sieben oder acht Tage zu Bett bleiben muste: Nach deren Verfliessung / und da er ein wenig sich erholt / hat er sich zwar bey der Obrigkeit der zugefügten[258] Schmach halber / beklaget: Weil aber seine Sachen nicht wohl hergehen wolten / so hat er die Klag verlassen / und sich zur Ruhe begeben.

Quelle:
Schau-Platz der Betrieger: Entworffen in vielen List- und Lustigen Welt-Händeln [...]. Hamburg, Frankfurt am Main, 1687, S. 257-259.
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