CXXVIII. Der listige Persianer.

[270] Herodotus schreibt / das sich nach Cambysis Todt /ein Magus Smerdes genant / welchem Cyrus die Ohren abschneiden lassen / sich vor Smerdin Cambysis Bruder außgegeben / und durch Hulffe der andern Magorum 7 Monath regiret / ist aber auff folgende Weise entdecket worden; Es war Othanes ein fürnehmer Fürst in Persien / dessen Tochter / wie auch alle andere Cambysis Weiber diese falsche Smerdes zur Concubinen gebrauchte / dem ward verdächtig / daß dieser Smerdes sich von niemand wolte sehen lassen /schickte zu seiner Tochter / ließ befragen / bey was für einem Mann sie schlieffe? Als sie dem Vater wieder zur Antwort sagen ließ / sie wüste es nicht / könte auch mit keiner andern reden / denn so bald dieser ins Reich getretten / hätte er die Weiber alle sondern lassen / vermehrete solches Othani den Argwohn / befahl derhalben sie solte / wenn sie mehr bey ihm schlieffe /und erentschlaffen / fühlen / ob er Ohren hätte / fünde sie Ohren / wehre es der rechte Smerdes / wo nicht /der Mogus. Die Tochter thut es / befindet keine Ohren / welches sie Othani berichtet / Othanes verbindet sich noch mit sieben fürnehme Persischen Fürsten /daß sie solches nicht wollen ungerochen lassen / ziehen zu sich Prexaspen / so den rechten Smerdin umb gebracht / welcher auff ihr Anhalten auf einen hohen Thurm tritt / und in Beysein alles Volckes erzehlet /wie es ergangen / und daß er auf Befehl Cambysis den Smerdin selber erwürgt hätte / und die Magi nun regiereten / ermahnet auch das Volck / daß sie sich wieder in die Freyheit setzen solten: Als er dieses gesagt /stürtzet er sich vom Thurm / und fället den Hals ab /[271] darauff fallen die sieben Persische Fürsten ins Schloß und hauen alle Magos darnieder. So schreibet auch Tacitus / daß sich ein Knecht aus Ponto / in allem Neroni gleich / für Neronem auß gegeben / welchen die Parther auffgenommen / aber hernach von Calpurnio ertödtet worden. Die meisten Exempel derer / die sich fälschlich vor eine gewisse Persohn außgegeben /haben wir in Moscau / deren unter andern noch vor wenig Jahren einer / so sich vor den rechten Erben desselben außgab / in Nieder-Sachsen herumb reisete / auff des Groß-Hertzogs begehren aber gebunden hingeschickt ward / und was sol ich sagen / die Brieffe von dannen melden uns / daß im Anfang des Monats Octobris vergangenen Jahrs sich einer vor den Groß-Hertzog auß gegeben / weil man ihn aber vor ein Betrieger befunden / sey er geviertheilet / und der rechte Printz Eedor Alexovitz zum Reichs-Erben /und Nachfolger erkläret worden.

Quelle:
Schau-Platz der Betrieger: Entworffen in vielen List- und Lustigen Welt-Händeln [...]. Hamburg, Frankfurt am Main, 1687, S. 270-272.
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