CXXXII. Der überlistete Pabst.

[297] Ob gleich König Ferdinand von Arragonien sich hertzlich gerne mit dem Fräulein Maria de Foix / des gewaltigen Helden Gasto de Foix (so vor Ravenna[297] geblieben) vollbürtige Schwester verehlichet hätte /kunte doch solches ohne Vorwissen und Dispensation des Pabstes nicht geschehen / weil sie einander ziemlich nahe verwandt waren. Dannenhero ließ er durch seinen zu Rom wohnenden Ambassadeur / den Hn. von Wyck / deßwegen bey dem damahls auff dem Stul sitzenden Pabst Julio II. anhalten / welcher die Sache gar schwer machte / endlich aber / gegen Erlegung 50000 Cronen / darüber zu dispensirn versprach. Alß höchstermelter König dieses vernahm / verdroß es ihn hefftig / daß man solcher Gestalt mit der Geistlichen Authorität wucherte / und weil er resolviret war diese hohe Summa anderwerts / da man ihrer mehr von nöthen hätte / anzuwenden / befahl er seinem gedachten Ambassadeur / dem von Wyck / eine schlechte Privat-Suplication (darin des Königs Titul in geringsten nicht gedacht würde) auffzusetzen / in dieser Form: Allerheiligster Vater / Ferdinand de Arragon und Maria de Foix / welche einander so nahe verwand etc. begehren eine Dispensation / damit sie sich einander verehlichen mögen / etc. Diese des Königs Supplication ließ der von Wyck durch die dritte Persohn dem Datario / und dadurch dem Pabst präsentirn: Welcher sie alsobald ohne einige Difficultät / umb 10 Cronen /unterzeichnete / weil er die darin benante Personen vor Privat-Leuthe hielte. Hierauff ward alsobald diese Dispensation dem Könige übersant / und so gleich die Ehe vollenzogen. Wie nun solches den allerheiligsten Vater zu Ohren kam / ließ er alsobald dem Arragonischen Gesandten für sich fodern / den er mit zornigen Gebärden fragte; Was seinen Herrn bewogen / ohne Päbstl. Dispensation sich mit seiner nechsten Bluts-Verwantin zu vermählen? Hieraus erschiene gnugsam /[298] daß er ein Heyde und kein Christ wäre. Mein gnädigster Herr / war des Ambassadeurs Antwort / ist dem Päbstlichen Stuhl allemahl gehorsam gewesen. Was aber seine jüngste Vermählung anlanget / so hätte er deßfalß vorlängst von Ihr. Päbstl. Heiligkeit völlige Dispensation erlanget. Indem er dieses sagte /legte er dem Pabst seine eigene Subscription vor die Nase. Weil nun derselbe den listigen Griff des Königs hierauß zu gnüge erkante / wante er sich zu dem Datario / und sagte: Es ist uns recht geschehen.

Quelle:
Schau-Platz der Betrieger: Entworffen in vielen List- und Lustigen Welt-Händeln [...]. Hamburg, Frankfurt am Main, 1687, S. 297-299.
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