XXIII. Der unglückliche Dieb.

[37] Es gehet aber nicht allemahl an; sondern man versteht zuweilen die Sache unrecht / und läst ein solches diebisches Gespenst auffknüpffen. In Niederland hat sich gleicher Fall begeben; aber nicht gleichen Außgang gewonnen. Ihrer drey verlarveten sich; einer in einen Teuffel / der ander für ein Todt / der dritte für einen Engel: und machten auff einen reichen Mann / der aber dabey ein karger Filtz war / einen Anschlag / ihm ein guth stück Geldes abzuschrecken. Der Teuffel geht zu Nacht am ersten in sein Hauß unn zu ihm fürs Bette; jagt ihm einen Schrecken über den andern ein; fordert auch endlich den Todt herzu. Dieser (der Todt) stellet sich / gleich wolte er ihn schlagen: aber gleich darauff erscheint der Engel / tritt ins Mittel / wehrt ab / und spricht: Dein Gebett ist für Gott kommen / und ihm angenehm; Dafern du nur dem Gelde / welches du zu grossem Schaden deiner Seelen / besitzest / wirst absagen. Unterdessen fängt der / vom Engel / abgetriebene Teuffel / so laut an zuheulen / daß mans auch[37] ausser dem Hause hört / und die Leute auß der Nachbarschafft herzu lauffen. Da man dan bald gemerckt /daß es lauter Larvenwerck und angestelte Possen. Worauff die armen Teuffel ergriffen / und den Schluß ihrer Comödie (oder vielmehr Tragödie) am Galgen machen müssen: Massen man sie alle drey / in solcher Gestalt und Habit / darinn man ihrer mächtig worden / auffgeknüpfft darüber nachmahls Jedermann geschertzt / und die Rede gangen: Es sey der Todt /Teuffel und Engel auffgehenckt worden. Solches schlechtes Trinck-Geld bekamen diese für ihren Auffzug.

Quelle:
Schau-Platz der Betrieger: Entworffen in vielen List- und Lustigen Welt-Händeln [...]. Hamburg, Frankfurt am Main, 1687, S. 37-38.
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