LXVIII. Der lustige Student.

[141] Ein armer / doch subtiler und verschmitzter Student zu allerhand Sachen / ward deshalben hin unn wieder von jungen Burschen geliebet / daß er allenthalben /wo er nur hin kam / freye Zehrung hatte / es dauchte ihn / aber er könte zu nichts kommen / wann er nicht ein sein Capital hette / verließ derhalben seine Gesellschafft und zog auff Paris / fand auch allda bald eine Compagnie von Burschen / die ihn wegen seiner Geschicklichkeit / sehr liebten / und wolte einer für dem andern gerne bey ihm seyn /[141] doch dachte er / hiemit wirstu noch nichts vom Capital kriegen / bedachte also dieses / er heurte eine Kammer unn borgte von seinen Cammeraten ihre köstlichste Kleider / machte darmit in seiner Stuben einen mächtigen Zieraht nebenst einem Schneider-Tisch. Nun war ein Schneider der spendirte trefflich auff Moden / zu dem gieng er gantz verkleidet und sagte / was er ihm geben wolte /wann er ihm einen Orth weisete / da ein Bönhas saß /der viel neuer Moden bey sich hätte / der Schneider gab ihm zwey Ducaten / und er gieng Abends mit ihm und wieß die fürm Fenster hangende schöne Kleider /damit war der Schneider zu frieden / brachte auch des andern Tages seine andern Meister mit hin und wolten den Boinhasen jagen / da hatte sich der Student umb geputzet / daß er ihnen unbekant war / saß auch bey dem Tisch / als wann er nähete / den nahmen sie zuerst beym Kopff und wolten ihn mit nehmen / aber er wolte nicht / schlugen und stiessen unterdessen tapffer auff den unschuldigen Böhnhasen loß / biß zu letzt die Nachbarn nebenst seinen vorigen Cammeraten darzu kamen unn halffen ihm zuerst loß / brachtens auch bey der Obrigkeit dahin / daß ihm die Schneider für seine Schläge 50. Frantze Krohnen geben müssen / diß war seyn erstes Capital.

Quelle:
Schau-Platz der Betrieger: Entworffen in vielen List- und Lustigen Welt-Händeln [...]. Hamburg, Frankfurt am Main, 1687, S. 141-142.
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