Wie Andolosia sein seckel genommen vnd in der gefenknuß ermordt ward, vnd sein Brůder Ampedo das edel wünschhütlin zerhew vnd vor layd starb.

[148] So facht aber der graff an vnd spricht: sag an, Andolosia, hast du kainen seckel meer, als du hast meinem gesellen ainen geben? nun gib mir auch ainen! Er sprach: gnädiger herr graff, ich hab kainen mer. hett ich aber ainen, so wäre er eüch vnuersagt. Er sprach: man sagt, du seyest ain doctor in der Nigromancia vnnd kündest in den lüfften faren vnd den teüffel beschwern. warumb beschwerest du yn nitt yetz, das er dir von dannen helff? Er sprach: O gnädiger graff, ich kan es nit vnd hab es nye künt, nun allain mitt dem seckel, so ir yetz hond, kurtzweil gehebt. den wil ich eüch vnd eweren gesellen gantz ergeben vor got vnd der welt vnd kain[148] ansprach nymmer daran haben, vnd ich bitt ewch vmb die eer gottes vnd seiner wirdigen můtter Maria, das ir mir armen, ellenden man auß diser swären gefencknus helffen, daz ich doch nit allso ellendklichen on beicht vnnd on das würdig sacrament hye ersterbe. Der graf sprach: wilt du nun yetzund deiner sel hail betrachten, warumb hastu es nit gethon, do du dein geprengk, grossen hochmůt vnd hochfart tribest vor dem künig vnd der künigin, vnd vnns allen vneer bewisest? Wo seind nun die schönen frawen, denen du so wol gedienet hast? Die dir all den breüß gaben, die haiss dir yetzund helffen. Ich merck aber wol, das du geren auß der gefencknuß wärest. laß dich nit belangen, ich will dir bald daruon helffen, vnnd fůrt den knecht, der sein hůt, an ain ort vnd wolt ym fünfftzig bar ducaten geben haben, das er Anndolosia erwürget. daz wolt der hütter nit tůn vnd sprach: er ist ain frommer man vnd ist fast swach, er stirbt bald selber, ich wil die sünd auf mich nit laden. der graff sprach: So gib mir ainen strick, ich will yn selbst erwürgen vnd wil nit von hynnen, er sey dann vor tod. der knecht wolt das auch nit thůn vnd jm kainen strick bringen, allso nam er sein gürttel, die er vmb hett, vnd leget die dem ellenden Andolosia vmb den hals, der mit henden vnd mit füssen in dem stock sass vnd sich nit regen kund. Vnd mit seim tegen hefft wirblet er die gürttel zu vnnd sitzend erwürget er den frommen Andolosia vnd gab dem knecht gelt, das sy yn hynweg thäten. Vnd machet nit langen marckt mer in dem schloß vnd fůr vnd rait, biß das er wider kam in Cipern an des künigs hoff.

da ward er schon entpfangen vnd kam also zu seinem gesellen, dem graffen von Lymosy. der enpfieng yn auch vnd fragt yn, wie es jm ergangen wär vnd wie jm die jnsel vnd daz land geuiel. er saget, es geuiel jm fast wol. Vnd fragt yn haimlich, wie es stünd vmb Andolosia. mit freüden sprach er: es steet vmb jn, das wir kainen schaden[149] mer von ym enntpfahen. Ich hab yn mitt meinen henden vmb bracht. Ich kund kain rů haben, ich wißte dann vor fürwar, daz er tod wär, als ich es dann yetzund wol waiß, vnd mainet, er het es gar wol geschafft. Ach got, er wißt aber nit, das er es als übel geton hette. Das stůnd allso an drey tage, das sy nitt über den Seckel giengen, gelt darauß tzu nemen. Vnd als die drey tag verschynen warenn, do was aber das halb iar auß, das nun graff Theodorus den seckel auch ain halb iar haben solt, vnd gieng mit freüden tzu seinem gesellen, dem graffen von Lymosy vnd sprach, das er ym den seckel brächtt vnd darauß näm gelt, das er ain weil zů tzeren het vnd ym nun mer den seckel gäb, es wär nun an jm, das er yn haben sölt, des sich der graff nit widert vnd sprach, er wölt daz gern tůn vnd sagt: wenn ich den seckel in die hand nym, so erbarmet mich Andolosia. Ich wolt, du hetest jn nit getödt, er wär on das selbst bald gestorben. Graf Theodorus sprach: todter man macht kainen krieg. vnd giengen also mit ainander in ain kamer, da er den seckel het in ainer truhen, bracht den herfür vnd leget yn auff ainen tisch, so in der kamer was. Graf Theodorus nam den seckel in die hand vnd wollt anfahen zu tzelen, wie er vor gethon het, da was nichts mer in dem seckel. wißten baid nit, das der seckel die tugent vnd trafft verloren hett, so sy baid, Ampedo vnnd Andolosia, gestorben waren, das auch die tugentt des seckels auß was. Hetten sy es gewißt, so heten sy Andolosia in grossen eeren gehalten vnd ym gütlichen gethon, darmit er lang gelebt het oder zu dem wenigesten ain truhen oder zwů mit gold gefült, daran sy ir leben lang ain reiche zerung gehabt hetten. Do sy aber kain gelt auß dem sekel mochten bringen, sach ainer den anderen an. Graff Theodorus sprach auß ainem grimmen zoren: O du falscher graff, woltestu mich also betriegen vnd mir ainen andern armen seckel geben für den so tugentreichen seckel? das leid ich nitt von dir in kainen weg. darumb mach es nit lang vnnd bring den reichen seckel! er antwurt ym vnd sprach, das war der sekel, so er Andolosia genommen het, vnnd er hette kainen anderen. wie es zugienge, das er nit meer thett als vor,[150] das wißt er nitt. Daran wollt aber der graff Theodorus kain genügen haben vnd ward ye lenger ye zorniger vnd sprach, er wölt ain bößwicht an jm werden, das sölt ym nymermer wol bekommen vnd zucket von leder. do das der graff von Lymosi sach, tzucket er auch vnd heüwen gegen ainander so fräuenlichen, das ain yeder den andern geren zutod geschlagen hett, vnd machetten also ain gebolder, das die knecht die kamer auffstüssen, die sahen also ire herren mit ainander fechten, luffen darzwischen vnnd schieden sy von ainander. doch Ee sy von ainander gebracht wurden, het graff Theodorus den graffen von Lymosy verwundet biß vf den tod. das sahen seine diener vnd fiengen den grafen Theodorum. Allso kamen die mär für den künig gen hoff, wie die tzwen graffen (so allweg als wol ains gewesen wären) sich mitt ainander tzertragen hetten. Der künig befalch, man solt sy jm baid behend gefangen bringen, damit daz er künde vernemen den vrsprung irer vnainigkeit. vnd als man des künigs bott wolt gehorsam sein vnd ym die graffen bringen, do kund man den verwunten vonn Lymosy niendert bringen, brachten ym allain den graffen Theodorum.

Quelle:
[Anonym]: Fortunatus. Halle a.d.S. 1914, S. 148-151.
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