Wie Fortunatus vnd seyn diener Lüpoldus in Patricius loch giengen.

[47] Vnd also morgenns frů giengen sy bayd vnd beychteten vnd entpfiengen das hailig sacrament, wann die hüle ist geweycht vonn sannt Patricius. wer ain nacht darinnen ist, der hatt ablaßs aller seiner sünd. darumb haißt man die leüt beichten, die darein wellen. vnd also schloß man yn die thüre der hüle auff, die ist hynder dem fronaltar in dem closter. da geet man dareyn wie in ainen keler vnd so bald ainer hynein kommpt, so geben die priester ainem den segen vnd beschliessen die thür, thůnd nit wider auff biß morgenns vmb die zeitt, so man dareyn gangen ist. Als sy nun in die hüle kamen vnnd tüff hynab gangen waren, kamen sy auf ain ebne, da namen sy ainander bey den henden, damit sy nit von ainander kämen vnd giengen allso in der vinsternuß vnnd mainten der hüle an ain end zu geen vnd denn wider zu kern. vnd do sy lang giengen, befunden sy, das sy vast abwertz geen můßten, wurden zu radt, wider tzu der hüle thor zůgeen. sy kunden[47] aber nit darzu kommen vnd giengen so lang, biß sy müd wurden, satzten sich nider tzu rů vnnd warteten, wenn man yn bey der thür rüffete, so wurden sy es hören vnnd dem don nach zu gon vnd darmit hynauß zukommen. Sy was ain graußen an kommen, das sy nicht weßten, ob sy kurtz oder lanng darinnen wären gewesen. Als nun die zeit kam, dass man des morgens die thüre auff schloß, man růfft yn, sy warend aber so weit, das sy es nit hören mochten, man schloß die thüre wider zů, die zwen giengen hin vnd her vnd wißten nit mer yn selb zuhelffen, sy ward seer hungeren vnnd viengen an gantz zu verzagen vnd sich ires lebens tzu verwegen. Fieng Fortunatus an vnnd sprach: O almechtiger got, nun kum vns zu hilff, wann hye hylfft weder gold noch silber vnd saßsend also nider als verzweiffelt leüt vnnd hortten noch sahen nichts vnnd an dem dritten morgen do kamen die priester vnnd schlussen aber auff die porten der hüli vnd růfften. da was niemandt. sy schlussen wider zu vnd giengen tzu dem abbt vnd sagten ym das laid vnd besonder vmb Fortunato, der yn so gůten wein geschenckt hett. Auch luffen ire knecht vnd gehůben sich gar übel vmb die herren. Also wißt der Abbt ainen alten man, der vor vil iaren die hüli hett mitt schnieren abgemessen vnd sandt nach ym, sprach, dass er lůgte, ob er die männer künd herauß bringen. die knecht verhiessen ym hundert Nobel. Er sprach: seind sy noch in leben, ich bringe sy herauß vnd ruft sich mit seinem zeüg vnd gieng hynein. möcht ainer sprechen: warumb geet man nit mit liechtern oder laternen darein? Ist zuwissen, das die hüle kain liecht leidet in kainen weg vnd allso schlůg der alt man sein instrument an vnd sůcht ain hüli nach der anderen, biß daz er sy fand. des waren sy fro, waren gantz onmachtig vnnd schwach worden. allso hieß er sy, dass sy sich an yn hieben wie ain blind an ainen gesehenden vnd gieng er seim instrument nach. Mit der hylff gots vnd des alten mans kamen sy wider zu den leüten. Dess was der abbt fro vnd het gar vngern gewelt, das die pilgere verloren wären gewesen, wann er forcht, es wären nit mer pilger dahin kommen, dardurch jm vnd seim gotzhauß nutzung abgangen wär. Die knecht[48] sagten Fortunato, wie sy dem altten man hundert Nobel hetten verhaissen, das er sy gesůcht hett. die gab er ym bar vnd mer, dancket ym gar ser vnd ließ in der herberg kostlich zu richten, lůd den abbt vnd alle seine brüder vnd lobt got, das er aber auß ainer grossen angst kommen was vnd lyeß dem abbt vnd conuent hundert nobel zu lötze, das sy gott solten für yn bitten.

Also namen sy vrlob von dem abbt vnd fiengen an ir raiß zuuolbringen, ritten wider hindersich den nächsten gen Callis, wann jenhalb Ybernia ist es so wild, das man nit verrer kommen mag. vnd ritten gen Sant Jobst in Pichardia vnd darnach gen Pariß, dass ist die haubtstat in Franckreich, fünfftzig meil von Callis. Von Pariß gen Biana an daz mör ist .lxxv. meil. von Biana gen Panplion, ist die haubtstat des künigs von Nauerren, ist .xxv. meil von Panplion auf die lincken seitten gen Sarragossa, ist die haubtstat des küngreichs von Arrogon, ist .xxx. meil, von dannen gen Burges vnd gen dem hailigen Sant Jacob, haißt die stat Compostel, ist .lij. meil. von Sant Jacob gen Finis Terre, genant zum finstern sternn, ist xiiij. meil. von sant Jacob gen Lisabona, ist die haubtstat des künigreichs Portugal, ist neüntzig meil. von Lisabona gen Sibilla, ain grosse statt, ist .lij. meyl vnd fürter an das mör zehen meil. vonn Sibilla gen Granaten, das ist ain haidnisch künigreich, ist .xxxv. meil. von Granaten gen Cordoua, ist ain grosse stat, Von Cordoua wider gen Burges ist .cxx. meil. Von Burges gen Sarragossa ist .l. meil. von Sarragossa gen Barsalon ist .xlviij. meil, vnd ist die haubtstat in Cathelonia. Von Barsalon .vij. meil ligt ain closter vf ainem hohen berg, hayßt Monßerat. da rastet vnser liebe fraw gar gnediglichen, da grosse wunderzaichen beschehenn vnnd beschehen seind, daruon vil tzu schreiben wär. Von Barsalon gen Dolosa in Longadock, darinnen ligen vier zwelffpotten vnd da ist grosse genad. Von Dolosa gen Parpian achtzehen meil, ist die haubtstat in Rosoligon. Von Parpian gen Monpelior .xxv. meil. Von Monpelior gen Affion .xx. meil, ist ain vast grosse statt, gehörett dem babst zu vnd ist da der aller schönest palast vnd pürg, so in der[49] welt ist. Mer ain stat hinder Affian haißt Marsilia, ist ain port des mörs, vnd wonet da ain künig. Vier meil daruon rastet Sant Maria Magdalena, mer ist ain stat nit verr daruon, haysset Ax, die haubtstatt in Prouentz bey zwaintzig meilen. Von Affian gen Jennff ist fünfftzig meil. Bonn Jennff gen Jenaw am mör sechtzehen meil. Vonn Jenaw gen Rom sechtzig meil. Von Rom gen Neappols, ist die haubtstat des küngs von Neappols, zwaintzig meyl. Von Neappols über mör gen Palermo, ist die haubtstat des künigreichs Cecilie, ist .lxx. meyl. Vonn Cecilia wider gen Rom hundert meil, Von Rom gen Venedig .lxx. meil. Von Venedig gen Jerusalem ist zum ersten gen Ragus .c. meil. Von Ragus gen Corffan .lx. meil. Von Corffon gen Moden sechtzig meil. Vonn Moden gen Candia .lx. meil. von Candia gen Rodis .lxx. meil. vonn Rodis gen Nicosia, ist die haubtstat des künigreichs Cipren, an das hailig land gen Jaffa .lx. meil. von Jaffa gen Jerusalem .viij. meil, von Jerusalem gen Sant Katherina berg .xiiij. tagrayß. von Sant Katherina durch die wüstin gen Alkeyr .vj. tagraiß, ist des Soldans haubtstatt von Alkeyro. gen Allexandria ist vier tagrayß auff dem fluß Nilo zufaren.

Quelle:
[Anonym]: Fortunatus. Halle a.d.S. 1914, S. 47-50.
Lizenz:
Kategorien: