Wie Fortunatus zu böser geselschafft kam, mit denen vnd mitt leüchten frawen als sein gelt verthet vnd sich darnach vil armůt leiden můßt.

[17] Fortunatus, der hett am minsten, der ward auch am ersten gerecht. Er het sine klainat vnd als onworden. deßgeleichen die andern, was sy zu Lunden gelößt hetten, was alles verthon mit schönen frawen vnd die schönen frawen tailten es mit den bůben, taileten es so lang vnd vil, byß doch Fortunato noch sinen gesellen kain gelt im seckel belayb. Do mainten sy ire bůlen soltten sy noch einlassen vnnd frölich mit yn sein wie vor vnd auch außgeben wie sy geton hetten. do ward aber nicht auß, sy beschlussen die thüre vor yn tzu vnd spotten ir zu den fenstern auß vnd sprachen: wenn ir mer gelt haben, so mügend ir wol wider kommen. haben ir aber nit gelt, so gond auf die galee vnd farent wider, vonn dannen ir her kommen seind. Ir gesellen, die yn nachgangen waren vnd sy iunckherren gehaissen hetten, die spoteten ir vnnd ainer sprach zu dem, der ob zwaytausent Cronen mit seinem bůlen onworden het: was iunkherr bistu, do du nit mer gelts hettest dann souil, was woltestu ansahen? Der ander sprach zu disem: was iunckherr bist du? mainestu, man müg dich alweg hye haben durch zwaytaussent cronen willen? Der drit sprach zu Fortunato: wie bist du ain narr, do du nit meer dann fünffhundert Cronen hettest, dass du sy nit an andere kauffmanschatz gelegt hast, dann dass du sy der torechten frawen angehencket hast! hettest du gemach gethon, sy wäre bey dir gelegenn vmb ainen stotter, ist zwen bechmisch wert.

In dem so waren die kauffleüt von Cipern gerüst mit kauffen vnd verkauffen und richtet sich der patron hinweg tzu faren vnnd das yederman laden soltt, was er zeladen het, wann an aim bestimpten tag wolt er hynweg faren. Allso giengen die zwen iungen kauffleüt in ir herberg über ire rechnung vnnd funden wol, das sy vil gelts gelößt hetten vnd was sy wider vmb daz gelt kaufen solten nach[18] irs vaters verschreibung. da was aber kain gelt, es was alles vmb nassen zucker gegeben wordenn vnnd wäre seyn meer gewesen, es wäre alles dahyn gangen. Sy sassen auff die Galee vnnd fůren wider haym on kauffmanschatz. vnd wie sy von iren vätern enpfangen wurden, daßs waiß ich nit, doch versich ich mich, sy wurden nit wol enpfangen, wann sy nit ain gůte rechnung haym brachten.

Als Fortunatus allain was on gelt, gedacht er ym: hett ich zwo oder drey Cronen, so wolt ich in Franckreich, etwann fund ich ainen herren vnd gieng also wider zu sinem bůlen, bat sy, das sy jm zwů oder drey Cronen lich, er wolt in Flanndern tzu ainem vetter, der hett vierhundert Cronen. die wolt er holen vnnd erst ainen gůtten můt mit ir haben. sy sprach: waistu gelt zu holen, das magstu wol tůn, doch mir on schaden, darbey er wol verstůnd, daz er kaines gelts da warten was. gedacht ym: het ich mein gelt wider, ich wolt es nit mer dahyn zu behalten geben vnd sprach: liebs kind, send vns vmb ain wein! laß vns doch ains mit ainander trincken. Sy sprach zu ir magt: gang, bring ym ain pint bier vnd laß den eßel sauffen! das was der danck, den er vmb sy verdient het. Do Fortunatus also verlassen was, gedacht er jm: ich můß dienen, so lang biß das ich zwů oder drey cronen über komm, vnd gieng des morgens an den platz, den man nennt die Lombarder Straße, da manigklich zusamen kommet vnnd fragt alda, ob yemandt aines knechtes bedörffte. da was gar ain reycher kaufman vonn Florenntz, der gar kostlichen hoff hielt, wann er sy all brauchet in seynem gewerb vnnd hanndel. der dingett Fortunatum (daßs gar wol seyn fůge was) vnnd verhyeße ym zwů Cronen ainen monat zu geben, fůrt yn mitt ym haim. da fienge er gleich an, zu tisch zu dienen, Dabey der herr im hauß (hieß Jeronimus Roberti) wol sach, daz er mer bey ersamen leüten gewesen was. fieng an vnd sandt yn, das er gůt fůrt in die schiff zuladen vnd wenn schiff kamen, die zu entladen, wann die grossen schif kunden bey zwaintzig meillen nit zu der stat kommen. doch so fert man von der stat auf ainem schifreichen wasser biß in das mör,[19] dasselb wasser haisset Tynis. vnd was er ym also befalch, vollendet er gar wol. Nun in denen dingen was ain Florentin, ains reichen mans sun, dem sein vater groß gůt geben vnd yn darmit gen Prugk in Flandern gesandt hett, das er auch gar in kurtzer zeit vnnutzlichen verthet. In benüget nit an dem selbenn. Er nam auch wechssel auff seinen vatter, dem er schrib, er wolt ym vil gůt senden, daran er groß gewinnen möcht, das der gůt vater gelaubt vnd zalt also für den sun so lang vnnd vil, biß das er nit mer het vnd wartet fast auff die kauffmanschatz, so ym sein sun senden solt. Er mocht wol lang warten, der bůb het sich selb vnd seinen vater gantz verderbt, Als noch maniger sun tůt denen vättern, die yn zu wol vertrawen vnd zuuil glauben auff ire sün. Do nun der bůb (hieß Andrean) gantz nicht meer vnd auch den glauben verloren hett vnder den kaufleüten, auch vnder hůren vnd bůben, das jm niemand weder leühen, noch geben, noch borgen wolt, Gedacht er ym, er wolt gen Florentz, da sunde er etwann ain alte witwen, mit der er sich reychen woldt vnnd als er nun haimwartz gieng, kam er in ain stat in Franckreich, haisst Tor in Torens, da lag ain reicher edelman gefangenn, der was von Lunden auß Engeland. das hort er von dem wirdt vnnd sprach: Lieber wirdt, möchte ich nit zu dem gefangen man kommen? der wirt sprach: ich will eüch wol zu ym fürenn. Er ligt aber gar hert eingeschmidet, das er eüch erbarmen wirt.

Quelle:
[Anonym]: Fortunatus. Halle a.d.S. 1914, S. 17-20.
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