Psalm der Trauer

[264] Mit Klagen wein' ich des Menschen Loos,

Denn mit Schmerzen gebärt ihn der Mutter Leib

Und Schmerzen geleiten zum Grab ihn.


Und es heulen, dem Armen, von hohler Noth

Blasend die Stürme des Lebens ihm;

Was er schaffend zur That vollbringt,

Schlägt mit Leid der Genossen Brust,

Und es faßt ihn des Todes Faust,

Reißt ihn krallend herab zum Grund,

Modernd im schweigenden Grabesdunst

Schlummert der Staub

Beim Staube.


Und was der Staub

Jubelnd psalmierte, verzweifelnd schrie,

Herrlicher Geister schaffender Traum

Ist verronnen in Lüfte der Zeit,

Wie sich von Blumen verhaucht ein Duft,

Süßer Ton in der Ferne verhallt

Und du schaust nicht, wohin! Wohin?!

Was quält den Staub,

Daß er sich baut zum Tempel des Geistes,

Darinnen Göttergefühle entfacht

Zehren am Erdenstoffe des Leib's?


Ach, es seufzet das Leben nach Tod.

Und der Tod

Würget in Ewigkeit. –

Quelle:
Wilhelm Arent (Hg.), Moderne Dichter-Charaktere. Leipzig 1885, S. 264-265.
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