Der Fels des Heils

[200] 1818.


Ich weiß, woran ich glaube,

Ich weiß, was fest besteht,

Wann alles hier im Staube

Wie Sand und Staub verweht;

Ich weiß, was ewig bleibet,

Wo alles wankt und fällt,

Wo Wahn die Weisen treibet

Und Trug die Klugen prellt.


Ich weiß, was ewig dauert,

Ich weiß, was nimmer läßt,

Mit Diamanten mauert

Mir's Gott im Herzen fest.[200]

Ja, recht mit Edelsteinen

Von allerbester Art

Hat Gott der Herr den Seinen

Des Herzens Burg verwahrt.


Ich kenne wohl die Steine,

Die stolze Herzenswehr,

Sie funkeln ja mit Scheine

Wie Sterne schön und hehr:

Die Steine sind die Worte,

Die Worte hell und rein,

Wodurch die schwächsten Orte

Gar feste können sein.


Auch kenn' ich wohl den Meister,

Der mir die Feste baut,

Er heißt der Fürst der Geister,

Auf den der Himmel schaut,

Vor dem die Seraphinen

Anbetend niederknien,

Um den die Engel dienen:

Ich weiß und kenne ihn.


Das ist das Licht der Höhe,

Das ist der Jesus Christ,

Der Fels, auf dem ich stehe,

Der diamanten ist,

Der nimmermehr kann wanken,

Der Heiland und der Hort,

Die Leuchte der Gedanken,

Die leuchten hier und dort.


So weiß ich, was ich glaube,

Ich weiß, was fest besteht

Und in dem Erdenstaube

Nicht mit als Staub verweht;

Ich weiß, was in dem Grauen

Des Todes ewig bleibt

Und selbst auf Erdenauen

Schon Himmelsblumen treibt.

Quelle:
Ernst Moritz Arndt: Werke. Teil 1: Gedichte, Berlin u.a. 1912, S. 200-201.
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