Die Sprache Teuts

[188] 1817.


Von hohen Zungen,

Die tönten wie der Silberklang aus Schwänen,

Ist mir erklungen

Ein süßer Klang voll Lieben und voll Sehnen;

Der Knabe lauschte

Tief staunend, was von ferne,

Gleichwie ein Jubellied der Sterne,

Gewaltig rauschte.


Das war dein Brausen,

Du stolze Sprache Teuts, die Blitz und Wetter

Und Sturmessausen

Und der Kanonen schallendes Geschmetter

Vermählt dem Säuseln

Der Wellen, die im Lenze

Leicht angehaucht die Ringeltänze

Auf Bächen kräuseln.


O Donnerfrohe!

O tapfre Heldenbraut der schnellen Blitze,

Wie jede Lohe

Des Feuers aufzuckt zum gestirnten Sitze,

Fliegt stolze Minne

In Tönen und in Worten,

Und stürmend zu den Himmelspforten

Spornst du die Sinne.


Drob wähnen viele,

Sie können auch den Sonnenreigen fliegen

Im Heldenspiele,

Wo Adler kaum im kühnsten Fluge siegen.[188]

Der Sonnenwächter

Sieht traurig, wie sie fallen,

Und hört, wie hier von unten schallen

Spott und Gelächter.


Doch schwächern Flügeln,

Die auch in süßer Töne Lust erbeben,

Auf Blumenhügeln

Ward ihnen holdes Schwingen, Klingen, Schweben,

In leichten Scherzen,

In trauter Erdennähe

Spielt zarte Lust und zartes Wehe

Sich lieb vom Herzen.


Drum laß sie klingen

Zu ihrem Sonnenglanz die Sonnenaare,

Auf leisen Schwingen

Durchflattre du der Birken grüne Haare,

In stillen Hainen

Mit süßen Philomelen

Sollst du dein süßes Leid erzählen

Und still beweinen.

Quelle:
Ernst Moritz Arndt: Werke. Teil 1: Gedichte, Berlin u.a. 1912, S. 188-189.
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