Immer Liebe

[215] 1836.


Und klingst du immer Liebe wieder?

Und immer nur denselben Ton?

Und weißt du keine andern Lieder

Als Gottes Sohn, von Gottes Sohn?

Muß er dein Licht, dein Glanz, dein Schein,

Muß er dein Alles, Alles sein?
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Ja, er allein: in diesem Namen,

In diesem allerschönsten Ton,

Klingt aller Himmel Himmel Amen,

Das Heilig! Heilig! klingt vom Sohn,

Und Cherubim und Seraphim

Anbetend knien sie hin vor ihm.


Ja, er allein: soweit die Winde

Das grüne Erdenrund umwehn,

Muß nun im Klang vom hohen Kinde,

Das Mensch ward, aller Jubel gehn:

Es klinget kein so süßer Ton

Als von dem Sohn und aus dem Sohn.


Nein, nimmer lernt es andre Lieder

Das arme, sündenkranke Herz,

Nein, nimmer klingt es andres wieder

Als jener Sehnsucht süßen Schmerz

Vom Menschensohn, vom Gottessohn,

Dies bleibt das Lied, der Klang, der Ton.


Du bleibst das Lied, du liebste Liebe,

Du bleibst die Sehnsucht, schönstes Bild,

Du Licht der Lichter, Trieb der Triebe,

Woraus der Himmel Wonne quillt:

Mein Herz klingt deine Herrlichkeit

Von nun an bis in Ewigkeit.

Quelle:
Ernst Moritz Arndt: Werke. Teil 1: Gedichte, Berlin u.a. 1912, S. 215-216.
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