Kriegslied

[82] 1811.


Frischauf! Und ziehet die Schwerter aus!

Und spornet die stampfenden Pferde!

Tyrannen erbrüsten sich überaus

Und schänden mit Sklaven die Erde,

Sie tilgen die Freiheit, sie löschen das Licht,

Wetzt ihr zur Erlösung das Eisen nicht.


Wetzt ihr zur Rache nicht Männermut,

Der schärfer noch schneidet als Eisen,

Blitzt ihr vom Auge nicht Feuerglut,

Drin Tod und Verderben sich weisen,

Setzt ihr nicht den heiligen Schwur darein:

Wir wollen heut frei oder Leichen sein.
[82]

Frischauf! Und bindet die Herzen fest

In dem großen, dem heiligen Bunde!

Vertilgt das tyrannische Schlangennest

Und schlaget wie wütende Hunde

Den Buben, der schalket, den Knecht, der dient,

Den Fremdling, der frech sich des Herrn erkühnt.


Sie wollen uns rauben das Vaterland,

Uns rauben die Ehre, die Treue,

Uns wickeln französisch in Lug und Tand,

Daß Zwietracht die Starken entzweie,

Sie wollen uns rauben das weidliche Wort,

Das schärfer als Pfeile die Schande durchbohrt.


Sie wollen uns rauben den ewigen Gott,

Den Geist, den allmächtigen Walter,

Die gaukelnden Affen – o Hohn und Spott!

Wir greifen zum Schwert, dem Erhalter,

Wir waschen die Schanden uns ab in Blut:

Das blinkende Eisen macht alles gut.


Drum frisch! Es walte das Gott der Herr,

Der Vater der Tapfern und Freien!

Sein heißt die Rüstung und sein die Wehr,

Er kann uns den Sieg nur verleihen:

Wer Gott sich vertrauet, der ist der Mann,

Der fröhlich sich schlagen und sterben kann.

Quelle:
Ernst Moritz Arndt: Werke. Teil 1: Gedichte, Berlin u.a. 1912, S. 82-83.
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