4.

[43] Himmlische Auen,

Wo meines Daseins Wiege stand,

Eh' ich zu schauen

Ging das betränte Erdenland,

Holde Gespielen,

Engel des Himmels, kennt ihr mich?

Wähnen und fühlen,

Träumen mit euch, nur das kann ich.


Aber die Wonne

Flüchtig wie Schatten vorüberrauscht.

Hier, wo die Sonne

Gleich mit der Nacht die Stunden tauscht,[43]

Hier, wo die Klage

Über der Todesurne schallt

Und mit dem Tage

Schönheit und Jugend vorüberwallt.


Traurig gefangen

Schmachtet die Seele auf zum Licht,

Doch ihr Verlangen

Stillet die Erde unten nicht;

Leuchten die Sterne,

Schau' ich nach oben sehnend hin,

Dort zu der Ferne,

Dort zu den Frommen steht mein Sinn.


Himmlische Auen,

Wo meines Daseins Wiege stand,

Werd' ich euch schauen

Frei von dem eitlen Erdentand?

Süße Gespielen

Himmlischer Kindheit, Engelein,

Werd' ich bald spielen

Mit euch droben den Ringelreihn?


Eija! wie fröhlich

Geht mir im Busen frisch das Herz!

Eija! wie selig

Fühl' ich versinken Erdenschmerz!

Ewige Lichter,

Strömet ihr Lebensglut auf mich?

Engelgesichter,

Himmelsgespielen, grüßt ihr mich?

Quelle:
Ernst Moritz Arndt: Werke. Teil 1: Gedichte, Berlin u.a. 1912, S. 43-44.
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