Nächtliche Jagd

[317] Mündlich.


Mit Lust thät ich ausreiten

Durch einen grünen Wald,

Darin da hört ich singen,

Drey Vöglein wohlgestalt.

Und sind es nicht drey Vögelein,

So sind's drey Fräulein fein;

Soll mir das ein nicht werden,

So gilts das Leben mein.


Die Abendstrahlen breiten

Das Goldnetz übern Wald,

Und ihm entgegen streiten

Die Vöglein, daß es schallt;

Ich stehe auf der Lauer,

Ich harr auf dunkle Nacht,

Es hat der Abendschauer

Ihr Herz wohl weich gemacht.


Ins Jubelhorn ich stosse,

Das Firmament wird klar,

Ich steige von dem Rosse[317]

Und zähl die Vögelschaar.

Die ein ist schwarzbraun Anne,

Die andre Bärbelein,

Die dritt hat keinen Namen,

Die soll des Jägers seyn.


Da drüben auf jenem Berge,

Da steht der rothe Mond,

Hier hüben in diesem Thale,

Mein feines Liebchen wohnt.

Kehr dich Feinslieb herumme,

Beu ihm den rothen Mund,

Sonst ist die Nacht schon umme,

Es schlägt schon an der Hund.


Quelle:
Achim von Arnim und Clemens Brentano: Des Knaben Wunderhorn. Band 1, Stuttgart u.a. 1979, S. 317-318.
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