Das Wappenschild

[15] Fliegendes Blat.


Stürmt, reißt und rast ihr Unglückswinde,

Zeigt eure ganze Tiranney,

Zerbrecht, zerschlagt so Zweig als Rinde,

Und werft den Hofnungsbaum entzwey;

Dies Hagelwetter

Trift Stamm und Blätter,

Die Wurzel bleibt,

Bis Sturm und Regen

Ihr Wüthen legen,

Daß sie von neuem grünt und Aeste treibt.


Mein Herz giebt keinem Diamanten,

Mein Geist der Eiche wenig nach;

Wenn Erd und Himmel mich verbannten,

So trotz ich doch dem Ungemach:

Weicht falsche Freunde,

Schlagt bittre Feinde,

Mein Heldenmuth

Ist nicht zu dämpfen,

Drum will ich kämpfen,

Und sehn was die Geduld für Wunder thut.


Die Liebe schenkt aus goldnen Schaalen

Mir einen Wein zur Tapferkeit,

Verspricht mir guten Sold zu zahlen

Und führt mich muthig in den Streit;

Da will ich siegen,

Hier will ich kriegen;[15]

Ein grünes Feld

Dient meinem Schilde

Zum Wappenbilde,

Allwo ein Palmenbaum zwey Anker hebt.


Quelle:
Achim von Arnim und Clemens Brentano: Des Knaben Wunderhorn. Band 2, Stuttgart u.a. 1979, S. 15-16.
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