Gruß

[195] Mündlich.


So viel Stern am Himmel stehen,

So viel Schäflein als da gehen

In dem grünen Feld,


So viel Vögel als da fliegen,

Als da hin und wieder fliegen,

So viel mal sey du gegrüßt.[195]


Soll ich dich dann nimmer sehen,

Ach das kann ich nicht verstehen,

O du bittrer Scheidens Schluß.


War ich lieber schon gestorben,

Eh ich mir ein Schaz erworben,

Wär ich jetzo nicht betrübt.


Weiß nicht, ob auf dieser Erden

Nach viel Trübsal und Beschwerden

Ich dich wieder sehen soll.


Was für Wellen, was für Flammen

Schlagen über mir zusammen,

Ach wie groß ist meine Noth.


Mit Geduld will ich es tragen,

Alle Morgen will ich sagen:

O mein Schaz wann kommst zu mir?


Alle Abend will ich sprechen,

Wenn mir meine Aeuglein brechen:

O mein Schaz gedenk an mich.


Ja ich will dich nicht vergessen,

Wann ich sollte unterdessen

Auf dem Todbett schlafen ein.


Auf dem Kirchhof will ich liegen

Wie das Kindlein in der Wiegen,

Das die Lieb thut wiegen ein.[196]


Quelle:
Achim von Arnim und Clemens Brentano: Des Knaben Wunderhorn. Band 2, Stuttgart u.a. 1979, S. 195-197.
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