Reiterlied

[27] Venusblümlein von Metzger. Nürnberg 1612.


Nach Reitersbrauch ich reite

Mein Rößlein in das Feld,

Tumml das auf grüner Heide[27]

Werfs rumm auf alle Seiten,

Mit Spornstreich mach' ich's springreich,

Das mir dann wol gefällt.


Wann es höflich thut traben,

Lacht mir das Herze mein,

Artlich Tugend und Gaben

Mein Roß an sich thut haben,

Auf alle Weis' erlangt es Preiß,

Zierlich sein Sprünge sein.


Im Rennen nicht seines gleichen,

Schnell läuft es wie der Wind,

Männlich sichs thut erzeigen,

Mit Schlagen und mit Beissen;

Gegen sein Feind ich sage heint,

Seinesgleichen man nicht findt.


Wenn ich bin ans heimreiten,

Schenk ich meim Buhl ein Trab,

Dann wirfts den Kopf auf die Seiten,

Trit auf mit engem Schreiten,

Und trabet vor meins Buhlens Thür,

Sie schaut zum Fenster r'aus.


Thut mich freundlich anlachen,

Wünscht mir einen guten Tag,

Was sollt mich in den Sachen

Denn dies frölicher machen.

Mein Roß und Schatz bei mir han Platz,

Ohn die ich nicht seyn mag.[28]


Quelle:
Achim von Arnim und Clemens Brentano: Des Knaben Wunderhorn. Band 2, Stuttgart u.a. 1979, S. 27-29.
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