17. Hochzeitmittag

[223] Wenn die Seele sich befindet

In des Bräutgams Keller stehn,

Wird sie als vom Wein entzündet,

Jauchzens voll einherzugehn,

Daß ihr Leib und ganzer Geist

Trunken und entzücket heißt.


Alsdann wird sie aufgezogen,

Und in stille Luft geführt,

Aus den wilden Meereswogen,

Aus den Dingen, die sie spürt.

Unerträglich leer zu seyn,

Wenn die Sinnen dringen ein.


Alles liegt zu ihren Füssen,

Was zu dieser Welt gehört,

Ja sie kann auch leichtlich missen,

Was durch guten Schein bethört;

Denn sie hat den klugen Geist,

Der ihr bessre Güter weist.


Wie ein Trunkner liegt sie stille,

Der wie unempfindlich scheint,

Daß der sonst zertheilte Wille

Aufgeopfert nicht mehr meint,

Als nur Gott und seine Kraft,

Die den Sohn der Liebe schafft.[223]


Quelle:
Achim von Arnim und Clemens Brentano: Des Knaben Wunderhorn. Band 3, Stuttgart u.a. 1979, S. 223-224.
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