Lebewohl

[34] Mündlich.


Morgen muß ich weg von hier,

Und muß Abschied nehmen;

O du allerhöchste Zier,

Scheiden das bringt Grämen.

Da ich dich so treu geliebt,

Ueber alle Maaßen,

Soll ich dich verlassen.


Wenn zwei gute Freunde sind,

Die einander kennen,

Sonn und Mond bewegen sich,

Ehe sie sich trennen.

Noch viel größer ist der Schmerz,

Wenn ein treu verliebtes Herz

In die Fremde ziehet.


Dort auf jener grünen Au

Steht mein jung frisch Leben,

Soll ich dann mein Lebelang[34]

In der Fremde schweben?

Hab ich dir was Leids gethan,

Bitt dich, wolls vergessen,

Denn es geht zu Ende.


Küsset dir ein Lüftelein

Wangen oder Hände,

Denke daß es Seufzer seyn,

Die ich zu dir sende,

Tausend schick ich täglich aus,

Die da wehen um dein Haus,

Weil ich dein gedenke.


Quelle:
Achim von Arnim und Clemens Brentano: Des Knaben Wunderhorn. Band 3, Stuttgart u.a. 1979, S. 34-35.
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