Grün im Grünen Glanzesstellen

Grün im Grünen Glanzesstellen,

Wo die Engel Nachts getanzet,

Wo sie küssend sich gesellen

Sind die Blumen eingepflanzet,

Die zum jüngsten Tag bewahren

Wenn die Nacht in Lust entschwunden,

Scheue Lieb' in jungen Jahren

Hat zur Wallfahrt sie gefunden.


Weg und Aussicht ist erschlossen

An des Abhangs steilstem Pfade,

Nun die Sonne hat ergossen

Ihre Thränen ihre Gnade,

Und so sind wir Mitgenossen,

Die hier Liebend sich begegnen,

Aller Liebe die verflossen,

Und empfinden neu ihr Segnen.


Seht nun steht der Irisbogen

Fest auf diesen steilen Höhen,

Wo die Liebenden geflogen,

Können Wir nur schwindelnd gehen,

Ausser Athem füllt mit Tönen

Sich der Mund und süssem Bangen;

Raphael, dich hier zu krönen

Möchten wir uns unterfangen.


Kann das Lied als Kranz nicht prangen

Ei was sollten wir's verschliessen!

Hör, die Grasemücken sangen

Dich im Grase zu begrüßen.[92]

Hast du sie für Nachtigallen

Hier aus inn'rer Lust gehalten,

Niemand nimmt dir das Gefallen,

Und es läßt dich nicht erkalten.


Quelle:
Achim von Arnim: Sämtliche Werke. Band 23: Gedichte, Teil 2, Tübingen und Berlin 1976, S. 90-93.
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