Neunter Auftritt.

[21] Die Baroninn, und die Vorigen.


BARONINN. Sie sind hier, mein Herr Hauptmann?

HAUPTMANN. Es ahndete mir, daß ich Euer Gnaden hier antreffen würde.

BARONINN. Man findet mich heute nirgends sicher; ich habe an gar viel Orten zu thun.

HAUPTMANN. Ja gewiß! ein commandirender General hat an dem Tag einer Schlacht nicht mehr zu bedenken. Man muß ihre Geschicklichkeit besitzen, um so Vieles auf sich zu nehmen.

BARONINN. Ein wenig Geschicklichkeit, und ein wenig Geschmack. Doch sagen Sie mir, liebster Herr Hauptmann, haben Sie noch nichts von meinem Gemahl entdeckt?

HAUPTMANN. Nichts!

BARONINN. Das ist doch sonderbar!

HAUPTMANN. Ich verwundere mich nicht so sehr über das Ausbleiben des Herrn Gemahls; vermuthlich[21] macht er heut eine gute Jagd: aber wo die Herren Stadtgäste so lange verweilen, das ist mir unbegreiflich. Es ist schon Mittag vorbey.

LISETTE. Itzt wird geblasen.

BARONINN. Eine Post – das werden die Grafen seyn.

HAUPTMANN. Nein! ich glaub, es war ein Hüfthorn. Vermuthlich kömmt der Herr Gemahl von der Jagd zurücke.

BARONINN. Er läßt sonst niemahls blasen. – Man muß auf alle Fälle gefaßt seyn – Lisette! meine Zupferey. Sie setzt sich auf das Kanapee, und Lisette bringt das Zupftrühelchen.

HAUPTMANN zu Leonoren. Gutes Muths Fräulein! Noch sind wir nicht ganz aus dem Felde geschlagen: wer weiß, wer am Ende Victorie schießt!

BARONINN. Setzen Sie sich, Herr Hauptmann! Leonore, setze dich! – bringt noch mehr Sesseln her! Lisette setzt Stühle im Kreise.

HAUPTMANN. Wie ich gesagt: es ist der Herr Baron.


Quelle:
Cornelius von Ayrenhoff: Sämmtliche Werke. Band 3, Wien 1802, S. 21-22.
Lizenz:
Kategorien: