Sechste Scene.

[14] Der Stadtdirector, Joseph und Haller treten von einer andern Seite herein, Später Emilie.


STADTDIRECTOR. Ich sehe Niemand –

HALLER. So muß er schon fort seyn.

JOSEPH. Verwünscht! So lang er frey ist, bleibt er immer gefährlich. Der Verhaftsbefehl ist ausgewirkt, also fort mit ihm in den Arrest; und in dem nähmlichen Augenblick, als ihn die Gerichtsdiener in Schuldthurm führen, führ ich Emilie zum Altar.

STADTDIRECTOR. Recht so, mein Sohn, jedes Fest, das wir begehen, muß Sensation machen.

JOSEPH. Wegen der Hochzeit ist alles in Ordnung?

HALLER. Alles, alles; selbst die Brautkleider sind schon angekommen. Der Saal ist hergerichtet, die Kerzen aufgesteckt, die Musikanten bestellt – die Gäste geladen. Jetzt noch ein Wort zu Emilien, und ich nenne Sie auf ewig meinen Sohn.[14]

STADTDIRECTOR. Sie geben 10,000 Gulden und ich die Schlüssel zum Magazin, dort werden die Paschwaaren hineingebracht, dort sucht sie gewiß kein Mensch; daß ich die gestern in die Stadt gebrachten zwey Wagen bloß proforma aufgreifen ließ, versteht sich von selbst. Wie die Hochzeit gefeyert und die 10,000 Gulden in meinen Händen sind – ist die ganze Waare wieder frey.

HALLER. Theuerster Herr Stadtdirector, Sie machen mich zum glücklichsten Sterblichen; durch Ihre Freundschaft, durch Ihre Protektion und durch die Verbindung unserer Kinder werde ich der reichste Mensch in der Welt. In zwey Jahren hab ich eine Million wenigstens. Man weiß ja wie geschwind man reich werden kann, wenn solche Herrn mit einverstanden sind.

JOSEPH. Jetzt zu meiner Braut –

HALLER macht die Thüre auf. Da ist sie schon –


Quelle:
Bäuerle, Adolf: Doctor Faust's Mantel. Ein Zauberspiel mit Gesang in zwey Acten. Wien 1819, S. 14-15.
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