Siebente Scene.

[61] Haller. Emilie.


HALLER. Die war es. Ha, sogleich will ich ihr nach, und sie mit eigenen Händen erwürgen.

EMILIE. Nicht doch, lieber Vater, es wäre[61] fürchterlich. Ihnen nachsehend. Seht, seht, er hat seinen furchtbaren Mantel um sie geschlungen.

HALLER. Verfluchtes Blendwerk! Höllenspiel, daß ich nie diesen Mantel gesehen hätte! Aber ich klage mich selbst an. Ich bin der Urheber all dieses Jammers! Hätte ich dich ihm nie verweigert, wäre ich nie so geldgierig gewesen; so wäre jetzt alles anders! Nie hätte er an diesen verwünschten Mantel gedacht; nie ihn zu besitzen getrachtet, all dieses Elend wäre nicht!

EMILIE die Wintern immer nach sah. Jetzt hat er Abschied genommen. Sie verfolgt mit ihren Blicken jede Bewegung. Er geht rückwärts auf unser Haus zu. Er geht hinein. Was seh ich! die nähmlichen Spieler, die ihn gestern um das Letzte brachten, folgen ihm. Ach die werden an der Mittagstafel schwelgen, und zu meinen Thränen lachen. –

HALLER. Komm, meine Tochter, laß uns fort, und wenigstens unser Vermögen retten; auch der Rache des Stadtdirektors müssen wir entfliehen, du hast seinen Sohn verschmäht, alles wird über uns zusammen schlagen, besser flüchtig durch die Welt gewandert, als solchen Scheusal zu erleben.

EMILIE. Ich liebe meinen Heinrich zu sehr. Ich kann nicht von ihm lassen –

HALLER. So will ich zu ihm hin. Ich will für dich reden. Ich will für dich handeln, verstoßt[62] er dich – so – nein, nein, ich will nicht drohen; komm mein Kind, weine nicht! Dein Vater lebt noch, und laßt dich nicht straucheln.


Er führt sie ab.


Quelle:
Bäuerle, Adolf: Doctor Faust's Mantel. Ein Zauberspiel mit Gesang in zwey Acten. Wien 1819, S. 61-63.
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