5. Das Bild des Mönchs und Wolfs an dem Fuß des Zobten.

[16] Ein Mönch aus dem Kloster des Berges wollte im tiefsten Winter in Berufssachen nach dem[16] Dorfe Groß-Mohnan gehen, ward aber in der damals noch ganz mit Wald bedeckten Gegend, am Fuße des Berges, von einem hungrigen Wolfe angegriffen. Nichts hatte er zu seiner Vertheidigung bei sich, als ein Federmesser, und mit diesem begann der Kampf zwischen Hunger und Verzweiflung. Das wüthende Thier erlag, obgleich im Verfolgen begriffen, der ungleichen Waffe an der Stelle, die sein Bild bezeichnet, das ist etwa eine halbe Meile vom Fuß des Berges. Der unglücklich zerfleischte Mönch schleppte sich noch etwa eine halbe Meile weiter, bis an den Fuß des Hügels, auf dem der Busch von Kiefendorf steht, und gab erst hier seinen Geist auf. Das Andenken seines Heldenmuthes ward in dem Stein verewigt und pflanzt sich noch jetzt in dem Munde der Bewohner der Gegend fort.

Quelle:
Johann Gustav Büsching: Volks-Sagen, Märchen und Legenden. Leipzig 1812, S. 16-17.
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