151. Der Hexenmeister von Leussow.

[130] Einmal kam ein Hexenmeister nach Leussow und gab vor, er wolle durch einen dicken Eichbaum hindurchkriechen. Er machte sich auch dran, und alle Leute konnten sich nicht genug verwundern. Da kam des Schulzen Tochter hinzu, die hatte ein vierblättriges Kleeblatt gefunden. Gegen dieses hilft aber kein Augenverblenden, und so sah sie denn, daß der Mann gar nicht durch den Stamm hindurch kroch. Als sie das den andern Leuten sagte, wurde der Hexenmeister zornig, nahm eine Fiedel und fiedelte so lange, bis das Mädchen wie ein Kreisel sich drehte und zuletzt hinfiel. Als man sie aufrichtete, war sie an Händen und Füßen lahm und ist es auch zeitlebens geblieben.


W. Heyse in Leussow. Dieselbe Geschichte aus Neu-Brandenburg, in poetischer Bearbeitung durch Jacoby bei N. 1, 126; vgl. NS. 139.

Quelle:
Karl Bartsch: Sagen, Märchen und Gebräuche aus Meklenburg 1–2. Band 1, Wien 1879/80, S. 130.
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