158. Frau als Hase.

[133] In Panstorf lebte ein Tagelöhner, der frühe des Morgens immer für seine Kuh Häckerling schnitt. Fast immer, wenn er bei[133] diesem Geschäfte war, kam ein Hase und machte bei ihm herum Männchen. Schlug nun der Tagelöhner nach dem Hasen, so traf er nicht diesen, sondern allemal sein eigenes Schienbein. Der Tagelöhner sagte hiervon zu seiner Frau; diese aber gab ihm zur Antwort ›Vatting, lat denn‹ olln Hasen sin, hei deit di jo nix.'

Als nun der Tagelöhner mit seinem Nachbarn einmal im Walde mit Holzhauen beschäftigt war, erzählte er, wie es ihm mit dem Hasen ginge. Da sagte der Nachbar ›Wenn du nu wedder Hackels sniden wist, denn sett di vœrher dei Meßfork parat und twors so, dat dei Tinnen nach baben stan. Wenn denn dei Has kümmt, denn grip du mit vörwinner Hand so nah dei Fork, dat du dat Krüz von dei Tinnen in dei Hand krigst, und gif düchtig denn' Hasen mit denn' Stęl einen ræwer.‹ Der Tagelöhner befolgte diesen Rath. Als der Hase nun den ungewaschenen Schlag bekommen hatte, humpelte er davon. Der Tagelöhner ging darauf in die Stube zu seiner Frau, fand diese aber im Bette kläglich wimmern; ihr einer Fuß war jämmerlich zerschlagen. Sie sagte zu ihrem Manne ›Heww ik di nich ümmer seggt, lat den olln Hasen sin, hei deit di jo nix; æwer du hest mi nich hürt.‹ Es war also seine eigene Frau gewesen, die sich in den Hasen verstellt hatte und zwar aus Eifersucht. Sie glaubte nämlich, zwischen ihrem Manne und dem Dienstmädchen finde ein unerlaubtes Verhältniß statt, und deshalb suchte sie in der angenommenen Gestalt dahinter zu kommen.


Küster Schwartz in Bellin, nach Erzählung seines Schwiegervaters.

Quelle:
Karl Bartsch: Sagen, Märchen und Gebräuche aus Meklenburg 1–2. Band 1, Wien 1879/80, S. 133-134.
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