159. Schwarzer Hund bei Alt-Nantrow.

[134] Von dem Bauerdorfe Alt-Nantrow führt ein Weg nach dem ausgebauten Bauerhofe Caminshof; derselbe ist, ungefähr zehn Minuten von dem letzteren Gehöfte entfernt, von einem anderen Wege durchschnitten, wodurch ein sogenannter Kreuzweg gebildet wird. Wie's dann an solchen Stellen gewöhnlich spuken und nicht richtig sein soll, so auch hier. Zwischen 12 und 1 Uhr des Nachts soll nämlich dort ein zottiger, schwarzer Hund mit goldenem Halsbande sein Wesen treiben und einen dort versunkenen Schatz bewachen. Obgleich[134] der Hund noch Niemandem etwas zu Leide gethan hat, so zeigt er doch ein grimmiges Gesicht und einen feuerspeienden Rachen, wenn man sich ihm nähert. Als einst auch zwei Reiter in der Geisterstunde dieses Weges kamen, hatten sie bei dem Kreuzwege noch eine andere sonderbare Erscheinung. Sie sahen nämlich, wie die schwarzen Mähnen ihrer Pferde plötzlich lichterloh brannten, ohne daß diese Schmerzen empfanden, geschweige denn Wunden hierdurch erhielten; doch wurden die Thiere sehr unruhig und wild und nöthigten dadurch ihre Reiter zum Absteigen. Das Feuer loderte einige Minuten auf den Mähnen der Pferde, dann verschwand es plötzlich wieder. Die dampfenden Pferde wurden nun ruhiger, so daß die Reiter sie wieder besteigen und ihren Weg fortsetzen konnten.


A.P.D. Camin bei Niederh. 4, 34 f.

Quelle:
Karl Bartsch: Sagen, Märchen und Gebräuche aus Meklenburg 1–2. Band 1, Wien 1879/80, S. 134-135.
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