204. Triningskul.

[165] Auf der Strecke von Picher nach Alt-Krenzlin trifft man da, wo die Wiesen einen tiefen Einschnitt in die etwas höher gelegene Tannenwaldung machen, hart am jetzigen Wege, eine mehr lange als breite Vertiefung, die Triningskul genannt wird. Man sieht leicht, daß sie einen Theil der ehemaligen Fahrstraße bildete; die Wagen ließen an der niedrigen, oft unter Wasser stehenden Stelle tiefere Spuren zurück, und so entstand die Vertiefung, über deren Benennung man sich Folgendes erzählt.

Einem Bauer in Alt-Krenzlin wurde nach fünf Knaben die erste Tochter geboren. Die Freude war groß, die Taufe sollte stattlich gefeiert werden, Verwandte und Nachbarn wurden geladen, und, damit das Mädchen nicht ledig bleibe, drei junge Männer und ein Mädchen zu Gevattern gebeten. Man hielt sich mit Essen und Trinken so lange auf, daß der Taufwagen in Picher, wohin Alt-Krenzlin eingepfarrt ist, erst ankam, als die Gemeinde in der Kirche schon das Ausgangslied sang. Nun war unter den Gevattern einer, der zum erstenmal Taufpathe war und der daher, nach Herkommen, hänseln mußte, d.h. eine Flasche zum Besten geben. Das geschah denn auch im Kruge nach vollbrachter Taufe. Um die versäumte Zeit einzuholen, ließ man die Pferde Galopp laufen, auch durch jene Vertiefung und kam lustig in Alt-Krenzlin an. Aber beim Aussteigen wurde der Täufling vermißt; man kehrte um, und fand das Kind todt in der Vertiefung, wo sie es verloren hatten. Diese erhielt nach dem Namen Katharina, den man dem Kinde gegeben, den Namen Triningskul. Von der Zeit an war es nicht mehr geheuer da, weshalb man die Wegrichtung, wie sie heute ist, veränderte.


Seminarist Zengel.

Quelle:
Karl Bartsch: Sagen, Märchen und Gebräuche aus Meklenburg 1–2. Band 1, Wien 1879/80, S. 165-166.
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