318. Das schatzhütende graue Männlein.

[244] Ein Schäferknecht aus Vierhof kehrte einst spät am Abend von Boitzenburg nach Hause zurück. In der Nähe von Rothehaus geht ihm seine Pfeife aus; wie er eben nach Stahl und Schwamm suchte, bemerkte er am Hohlwege, der aufwärts zum Schloßberge führte, ein Häuschen und trifft, darauf zugehend, ein graues Männchen am Feuer. Er bittet um Erlaubniß, etwas Feuer auf seine Pfeife legen zu dürfen und erhält sie auch, aber die Kohlen erlöschen sofort und ärgerlich wirft er sie bei Seite. Da bemerkt er, daß die weggeworfenen Kohlen im Grase schimmern und glänzen. Er denkt, damit können meine Kinder spielen und steckt sich die Taschen voll. Unterwegs fühlt er die Last immer schwerer werden und er kann kaum nach Hause kommen. Dort angelangt, entdeckt er, daß die Kohlen Gold geworden. Hoch erfreut vergräbt er den Schatz unter einem Baume und eilt, um noch mehr zu holen, nach dem Hohlweg zurück. Wirklich findet er auch das graue Männchen am Feuer wieder. Dasselbe warnt ihn, nicht mehr zu nehmen, er aber stopft sich Taschen, Hut und Stiefel voll und geht nach Hause. Aber die Kohlen werden immer leichter und leichter, und zu Hause angekommen, findet er, daß sie zu trockenem Schafdünger geworden, und auch der unter[244] dem Baume vergrabene Schatz hatte sich jetzt zur Strafe seiner Habsucht in Mist verwandelt.


Niederh. 3, 57 ff.

Quelle:
Karl Bartsch: Sagen, Märchen und Gebräuche aus Meklenburg 1–2. Band 1, Wien 1879/80, S. 244-245.
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