14.

[259] Auch aus Bresegard bei Grabow wird vom Drachen berichtet, der einem Bauern Alles zutrug, bis er von zwei Bauern gebannt wurde durch ein verkehrtes Wagenrad und in Folge dessen das Haus, in das er hineingefahren, verbrannte. Die beiden Bauern, die das vollbrachten, waren aber Zwillingsbrüder; nur solche können so den Drachen bannen.

Der Drache stahl andern Leuten ihr Eigenthum weg, in verschiedener Gestalt, bald als ›Heister‹, bald als Hase, bald als Fuder Heu, bald als Wehrwolf. Endlich gelang es einem Zigeunerweibe, ihn zu vertreiben. Sie ließ alles Feuer im Dorfe auslöschen, dann[259] ein dürres Holzstück so lange kräftig reiben, bis es Feuer fing, und an diesem ›Nothfeuer‹ mußten alle Frauen im Dorfe sich Feuer für ihren Herd holen. Ueber solches Feuer mußte jede Hausfrau ihren größten Kessel, gefüllt mit fließendem Wasser und ›Hexenkraut‹, in das dritte Gelenk der Kesselkette hängen und den Kessel drei Tage und drei Nächte kochen lassen, bis durch den aufsteigenden Dampf der Drache ›ausgeräuchert‹ war.


Pastor Günther in den Meklenburg. Jahrbüch. 26, 189 ff. und bei Niederh. 4, 148 ff.

Quelle:
Karl Bartsch: Sagen, Märchen und Gebräuche aus Meklenburg 1–2. Band 1, Wien 1879/80, S. 259-260.
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