426. Der Ritter von Basedow.

[317] Von der alten, 1647 vollendeten Burg zu Basedow sind jetzt nur noch Ruinen vorhanden, die nahe bei dem jetzigen Residenzschlosse des Erblandmarschalls Grafen von Hahn stehen. In dieser Burgruine ist es des Nachts nicht richtig. Ein geharnischter Ritter pflanzt sich dann regelmäßig in der Mitternachtsstunde vor derselben auf und hält mit gezücktem blanken Schwerte Wache, um jedem Nahenden den Weg zu ihr zu versperren, damit die Geister im Innern der Ruine ungestört ihr Wesen treiben können. Mehrere Leute behaupten, den Ritter schon selbst des Nachts aus der Ferne gesehen zu haben – näher zu gehen wagte nämlich bis jetzt noch Keiner – wie er mitten im Wege vor der alten Burg auf seinem Posten gestanden habe. Der Basedower Nachtwächter macht deshalb auch stets bei seinen mitternächtlichen Rundgängen einen weiten Umweg und geht nie an der Ruine vorbei; selbst sein Hund winselt schon und kriecht ängstlich an seinen Herrn heran, sobald sie in die Nähe derselben gelangen.


Niederh. 4, 104 f.

Quelle:
Karl Bartsch: Sagen, Märchen und Gebräuche aus Meklenburg 1–2. Band 1, Wien 1879/80, S. 317.
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