527. Die Glocke zu Petschow.

[384] Kinder aus dem Dorfe Toitendorf bei Rostock hüteten am See die Gänse. Mittags nach dem Essen hingen sie ihre Brottücher zum Trocknen auf einen Dornbusch am See. Plötzlich war der Busch in eine harte Masse verwandelt, die sie für Stein hielten. Sie meldeten es im Dorfe, und als die Leute herzukamen und auf den vermeintlichen Stein schlugen, tönte es wie heller Glockenklang. Man beschloß, die Glocke auf einem Wagen mit acht Pferden nach Rostock zu bringen. Diese vermochten sie aber nicht fortzubewegen. Erst als man zwei Ochsen vorspannte und diese die Richtung nach Petschow einschlugen, ging der Wagen leicht weiter. Als die Glocke zum erstenmal bei einer Leiche geläutet werden sollte, gab sie keinen Ton von sich. Der Verstorbene war aber ein reicher Mann gewesen. Daraus erkannte man, daß für diese Glocke nicht bezahlt werden sollte und noch heute wird in Petschow kein Glockengeld bei Begräbnissen gezahlt.


Seminarist W. Lüben. – Der See ist – nach Aufzeichnung des Hans Stigmann aus Hinrichsdorf, durch Pastor Dolberg – der Düwelssee bei Helmsdorf. Die Knaben hängen ihr Zeug zum Trocknen auf zwei Dornbüsche, das Mädchen auf den mittelsten, der am größten war, ihre Schürze. Diese trocknete langsamer; als die Knaben ihr Zeug herabnahmen, gingen die zwei Dornbüsche ins Wasser, der dritte aber blieb gebannt und wurde eine Glocke, die nun in Petschow ist. Weiter erzählt Arbeitsmann Düwel zu Hinrichshagen, daß man die Glocke erst nach Rostock haben wollte, aber mit zwölf Pferden nicht fortbringen konnte, bis[384] ein Mann kam, der sagte, sie sollten sie nach Petschow bringen und da ging es mit zwei Pferden leicht. Wie sie aber in Petschow ankam, war der Mann verschwunden. Vgl. Niederh. 3, 37 ff.

Quelle:
Karl Bartsch: Sagen, Märchen und Gebräuche aus Meklenburg 1–2. Band 1, Wien 1879/80, S. 384-385.
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