536. Die Glocken von Barsdorf.

[388] Die Glocken der Barsdorfer Kirche bei Fürstenberg waren einst verzaubert und ruhten auf dem Grunde des kleinen Sees, an welchem[388] Barsdorf liegt. Alle Johannismittage verließ auch sie der Zauber auf eine Stunde, wo sie dann an das Ufer kamen, um sich zu sonnen. Als einmal gerade zu dieser Zeit zwei kleine Mädchen am See ihr Puppenzeug wuschen und sich darauf nach einem passenden Gegenstand zum Trocknen desselben umsahen, da erblickten sie die beiden in ihrer Nähe sich sonnenden Glocken, die sie für ein paar große Steine hielten und auf denen sie harmlos ihre kleine Wäsche ausbreiteten. Hiedurch waren nun die Glocken entzaubert worden; sie konnten nicht wieder in den See zurückkehren und blieben unbeweglich am Ufer stehen. Bald wurden die Barsdorfer der schönen Glocken ansichtig, die sie nun nach ihrer Kirche brachten und dort aufhingen, wo sie sich auch noch heute befinden.


Niederh. 4, 198 f.

Quelle:
Karl Bartsch: Sagen, Märchen und Gebräuche aus Meklenburg 1–2. Band 1, Wien 1879/80, S. 388-389.
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