1476.

[298] In Wolde bei Stavenhagen war vor dreißig Jahren folgende Sitte. Am ersten Tage der Ernte wird ein Zuber voll Wasser auf dem Hofe aufgestellt. In demselben wird ein Bund Dorn angebracht, wie etwa ein Bouquet in ein Glas gestellt wird. Der Dorn wird mit reifen Früchten, Stachelbeeren, Johannisbeeren, Kirschen etc. behangen. Am Abend, wenn die Knechte vom Mähen heimkehren, stellen sich die Mädchen mit Töpfen und Kellen um den Zuber. Die Knechte müssen nun von den Früchten rauben, wobei sie sich in den Dornen reißen, und werden dabei von den Mädchen mit Wasser begossen, welches diese mit ihren Geschirren aus dem Zuber schöpfen. Dem Begießen zu entgehen ist das Bemühen der Knechte, zugleich aber auch, die meisten Früchte zu erhaschen. Dabei Jubel und Gelächter. Man nannte dies ›Bunt Wasser machen‹.


Domänenpächter Behm in Nienhagen.

Quelle:
Karl Bartsch: Sagen, Märchen und Gebräuche aus Meklenburg 1–2. Band 2, Wien 1879/80, S. 298.
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