1477.

[298] An einigen Stellen wird, wenn der erste Erntetag verstrichen ist, und die Schnitter und Binderinnen des Abends heimgekehrt sind, noch ein Erntekranz, gebunden aus Aehren und bunten Bändern, zu der Herrschaft gebracht und bei Ueberreichung desselben ein Vers gesprochen, wie etwa folgender:


Glück ins Haus!

Ich bin geschicket aus

Von wegen Vogt und Vormäher,

Von allen jungen Mädchen insgesammt.

Hier bring ich unsrer guten Herrschaft einen Erntekranz.

Drauf folget ein lustiger Tanz,

Drauf folget ein Gläschen mit Wein;

Das soll unsre Herrschaft ihre Gesundheit sein!

Wir wünschen unsrer Herrschaft einen vergoldeten Tisch;

Auf allen vier Ecken Brathühner und Fisch;[298]

In der Mitte darein – ein Gläschen mit Wein;

Das soll unsre Herrschaft ihre Gesundheit sein!

Dies Kränzchen ist gemacht von allerlei Blumen und Korn,

Was wächst auf unsrer Herrschaft ihrem Garten und Raum.

Hier will ich das Kränzchen bringen

Mit lieblichen Dingen

Und freundlichen Sachen;

Viele Complimente kann ich nicht machen.

Viele Complimente machen mir kein Wort;

Das liebe Kränzchen, und das muß fort.


Seminarist Strübe.

Quelle:
Karl Bartsch: Sagen, Märchen und Gebräuche aus Meklenburg 1–2. Band 2, Wien 1879/80, S. 298-299.
Lizenz:
Kategorien: