262. Hochzeitsbitterspruch.

[78] Hier komm ich her geschritten (geritten)

Hätt ich ein (kein) Pferd, so wäre ich geritten (geschritten).

Hochzeit zu bitten ist mein Begehr

Braut und Bräutigam zur Ehr.

Hier bin ich gekommen, ihr Mann und Gesellen,

Daß ihr euch möget alle einstellen.

Schnüret den Beutel und schmücket den Hut

Und habet einen unverzagten Muth.

Wetzet euer Schwert

Und sattelt das Pferd.

Schmieret die Stiefeln, die Füße und Schuh,

Reitet und gehet nach dem Bräutigam zu.

Ihr Frauen seid wacker und stellet euch ein,

Denn ohne euch kann keine Lustigkeit sein.

Ihr Jungfern setzt euch auf einen Kranz

Und seid bedacht auf einen lustigen Tanz.

Nun wollen die Gäste auch wohl aufmerken,

Was sie auf der Hochzeit zu erwarten haben werden:

Zwei Drömpt Roggen zu Mehl und Brod,

Da ist doch gewiß keine Noth.

Zwanzig Tonnen Bier

Ist Hochzeitsmanier.

Zwanzig fette Ochsen und zwanzig fette Schwein,

Zwanzig fette Hammel, die können da sein.[78]

Hühner und Gänse die sitzen im Stall

Hoch auf dem Wiemen und haben kein Tall.

Der Hahn bei den Hennen, hat Sporen an den Föten.

Es soll nicht fehlen an Fiedeln und Flöten.

Eins habe ich mir nun noch bedacht,

Das nehmet Alle wohl in Acht:

Am Freitag stellet euch Alle ein

Mit Hochzeitskleidern hübsch und fein.

Der Trauung wohnet Alle mit bei

Und Gottes Segen mit ihnen sei.

Nachhero geht's zum Hochzeitshaus

Und helft verzehren den großen Schmaus.

Die Musikanten dann spielen auf

Und mit dem Tanz beginnt man drauf.

Zu bitten habe ich nun noch um eins:

Die jungen Mädchen mögen artig sein

Und bringen viel Aepfel und Nüsse mit,

Daß Braut und Bräutigam haben viel Glück.


Aus Pinnow bei Schwerin. Secretär Fromm.

Quelle:
Karl Bartsch: Sagen, Märchen und Gebräuche aus Meklenburg 1–2. Band 2, Wien 1879/80, S. 78-79.
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