Guter Rat

[180] Mach dich von Sehnsucht frei und leb im Licht!

Haus nicht im Träumerschloß mit Spiegelwänden!

Du glaubst, das ist die Welt, was sie dir blenden, –

Ach nein, die Welt, mein Junge, ist das nicht.


Es ist ein tückisches Spiel des schiefen Schliffs

Und oft wohl gar Betrug, was sie dir zeigen.

Hinaus! Schlag sie entzwei, aufs Pferd zu steigen

Beherzten Sprungs und festen Zügelgriffs!


Hussa Galopp! Und mitten in die Welt!

Sei nur Sankt Jörg, und du findst Ungeheuer

Und schreitst durch Teufelsflut und Drachenfeuer[180]

Zu einem schönen Kind, das dir gefällt

Und dir zum Lohn für deine Abenteuer

Die holdste Frucht aus Gottes großer Scheuer,

Den vollen Mund zum Kuß entgegenhält.

Quelle:
Otto Julius Bierbaum: Gesammelte Werke. Band 1: Gedichte, München 1921, S. 180-181.
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