Winter

[129] Der alte Säemann geht übers Land;

Sein grauer Sack ist voll und wird nicht leer,

So viele Hampfeln auch die Hand verstreut.


Und alles ist ihm Feld: Wald, Wiese, Berg;

Allüberallhin sät er seine Saat,

Die niemals aufgeht. Schweigend thut er so.
[129]

Ich seh ihm zu. Mich überschüttet weiß

Der kalte Segen seiner toten Saat.


Und wie ein Baum, aus dem der Lebenssaft

Sich in die Erde schlug, so steh ich starr

Und fühle innerlichst mich selbst vergehn.


Und Schlaf und Tod ist mir nur noch ein Gott.


Quelle:
Otto Julius Bierbaum: Irrgarten der Liebe. Berlin/Leipzig 1901, S. 129-130.
Lizenz:
Kategorien:
Ausgewählte Ausgaben von
Irrgarten der Liebe
Der Neubestellte Irrgarten Der Liebe: Um Etliche Gaenge Und Lauben Vermehrt, Verliebte Launenhafte, Moralische Und Andere Lieder, Gedichte U. Sprueche . Bis 1905. 1 Bis 6 Tausend. (German Edition)