Dritte Scene

[9] Vorige. Jutta von Praunheim. Amalgundis.


JUTTA tritt zu Bandini's Bude, der schnell herbei eilt. Ist hier die Bude des Antonio Bandini, des berühmten Falkners?

BANDINI das Barett abnehmend. Zu dienen, hohe Frau! er steht vor Euch. Sucht[9] Ihr kostbare Reiherbüsche, stolzer Federn schmiegsame Pracht? mein Lager bietet Euch das Schönste, was ferne Welttheile in dieser Art spenden.

JUTTA hochfahrend. Ihr sprecht sehr stolz, Meister Antonio; doch nicht um Federschmuck zu suchen, treten wir zu Eurer Bude; denn was an Pracht diese Zier nur bieten kann, ist längst in unserm Besitze. Ein Falke, wohl zur Reiherjagd gelehrt, das ist's, womit Ihr uns heute dienen könnt.

BANDINI. Auch hierin, denk' ich, soll kein Zweiter Euch Aehnliches zum Kaufe bieten. Seht diesen weißen Edelfalken an, ist das nicht ein herrlicher Vogel? stolz, klug, treu, stark, kühn; kurz: was diese Thiere immer zieren mag, hier findet Ihr es vereinigt.

JUTTA höhnisch. Ihr werdet ja zum Dichter, um Eure Waare zu preisen. Nun, laßt uns das Wunder in der Nähe betrachten.

BANDINI reicht ihr einen hellgelben rauchledernen Handschuh. Bedient Euch, edles Fräulein!


Jutta zieht den Handschuh an, indeß Antonio den Falken von der Stange nimmt, und ihr ihn auf die Hand setzt, die Kette haltend.
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AMALGUNDIS sanft. Es ist ein schönes Thier – so weiß wie Schnee! solch einen Falken wünscht der Kaiser längst. Wie hoch steht er im Preise?

BANDINI. Zweihundert Goldgulden.


Beatens Bude ist indeß leer geworden. Im Hintergrunde erscheint der Junker von Sonnenberg.


BEATA. Sieh einmal, Rösel, dort den Junker an – das ist doch ein stattlicher Geselle.

RÖSEL verdrießlich. Was kümmert's mich – will er meine Potentaten nicht, mag er bleiben, wo er ist.

JUTTA die immerfort leise sprach. Ihr seid sehr eigensinnig, Meister Antonio!

BANDINI. Ich kann nicht anders, edles Fräulein!


Jutta gibt den Falken zurück.


RÖSEL. Du, schau' Beatchen, der Junker kommt hierher – ob er wohl hungrig ist nach Pfefferkuchen?[11]

BEATA. Ich wollte Dir es wünschen, Kind!


Quelle:
Charlotte Birch-Pfeiffer: Pfeffer-Rösel oder Die Frankfurter Messe im Jahr 1297. Wien 1833, S. 9-12.
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