Dritte Scene

[105] Der Kaiser. Alessandro.


KAISER festlich gekleidet. Hat sich der Nollingen noch nicht blicken lassen?[105]

ALESSANDRO. Noch immer nicht.

KAISER auf- und niederschreitend. Das Verhör scheint lange zu währen.

ALESSANDRO. So scheint's.

KAISER. Es wäre schändlich, wenn die Dokumente schon in Gerhards Hand. Ich tröste mich noch immer mit der Hoffnung, daß die Vorsehung solchen Verrath nicht zulassen konnte.

ALESSANDRO. Die Vorsehung rüstete den Sterblichen mit Klugheit und Umsicht genugsam aus, um sich gegen Verräther schützen zu können.

KAISER ungeduldig. Was sollen diese Antworten, Meister Alessandro? Ich bin nicht in der Stimmung, dergleichen Redensarten zu ertragen.

ALESSANDRO. So erlaube mir, kaiserlicher Herr, daß ich Dich meines Anblicks überheben darf.[106]

KAISER gebieterisch. Bleib!


Man vernimmt aus der Ferne einzelne Trompetenstöße.


Was ist das? Versammelt man sich schon?

ALESSANDRO. Schon seit einer halben Stunde erwartet man Eure Majestät zum großen Zug in den Bankettsaal.

KAISER zornig. Wo der Nollingen bleibt! Trompetenstoß.


Quelle:
Charlotte Birch-Pfeiffer: Pfeffer-Rösel oder Die Frankfurter Messe im Jahr 1297. Wien 1833, S. 105-107.
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