Am ersten Sonntag deß Advents


Jesus, der geistliche Immen-König

[78] Nach der Singweise meines Schauspiel-Liedes: Güldner Fried, sey uns willkommen.


1.

Liebster Jesu, sey willkommen,

Du verlangtes Heil der Frommen,

Hochgewünschter Gast der Erd!

Du kamst in diß Elendleben,

Uns ein bässers dort zu geben,

Suchtest die verlohrne Heerd.

Nochmals, Jesu, sey willkommen,

Der du kommst zu unsrem Frommen.


2.

Sey willkommen, Arzt der Sünder,

Schlangentretter, Noht-entbinder!

Eva sah den Mann, den Herrn,

Itzt aus ihrer Tochter zweigen;

Nun mag alle Fehde schweigen,

Weil uns grüst der Friedenstern.

Jesu, ja, sey uns willkommen,

Der du uns dem Tod genommen.


3.

Frieden bringest du der Erden.

Daß wir Gottes Kinder werden,

Wurdest du ein Menschenkind.

Meine Seel nennt dich ihr Manna,

Singt dir manches Hosianna,

Ist in deiner Lieb entzündt.

Sey mir noch einmal willkommen,

Jesu, Herzog aller Frommen.


4.

Sey willkommen, Seelen-König,

Unsrer Herzen Zucker-hönig!

Einen Waisel nenn ich dich,

Dem folgt manches tausend Bienen,

Alle färtig, ihm zudienen.

Dir zu dienen komm auch ich:

Ich will, bring ich keine Palmen,

Ehren dich mit Lobespsalmen.


5.

Du kommst ohne Stachel, gütig,

Du kommst freundlich und sanftmütig:

Solten wir nit frölich seyn?

Jesu, komm, nimm eine Stelle,

Hier ist meine Hertzenszelle:

Komme ja und sitz darein.

Weicht, ihr Höllenhummeln, fliehet!

Weichet! Jesus hier einziehet.


Quelle:
A. Fischer / W. Tümpel: Das deutsche evangelische Kirchenlied des 17. Jahrhunderts, Band 5, Hildesheim 1964, S. 78.
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