194. Die Bachgeister im Röthenbach.

[128] Von Uttenweiler.


Im Röthenbach bei Uttenweiler hört man von Zeit zu Zeit den Wassermann bei Nacht gewaltig rauschen und »pflatschen«. Bald kommt es den Leuten vor, als ob ein riesengroßer Fisch das Wasser peitsche; bald tönt das Rauschen, als ob ein Viergespann den Bach entlang raßle. Ein Bauer, dessen Garten am Bache liegt, bemerkte einmal am hellen Tag eine weiße Kuh in seinem Garten, welche er nicht kannte und einfangen wollte: da verschwand sie im Bach unter großem Geräusch. Es war der Bachgeist. Ein andermal hörte derselbe Bauer in mondheller Nacht seine Obstbäume schütteln. Diebe vermuthend, eilte er in den Garten; da sah er zwei weißgekleidete Bursche von den Bäumen herabrutschen und in den Bach springen. Sie verschwanden im Wasser unter Getöse; im Garten aber lag kein Stiel noch Blatt im Gras, obschon die Bäume heftig geschüttelt worden. Es waren die zwei Bursche »Bachgeister«99.

99

Ueber die Kuh, die aus dem Wasser steigt, vgl. Schwartz, Ursprung der Mythologie 24. 60. 163. 167. 181-190. 202. 211. 215. 254. 279. 280 ff. K. Maurer, isl. Volkssagen S. 33 ff.

Quelle:
Anton Birlinger/ M. R. Buck: Sagen, Märchen und Aberglauben. Freiburg im Breisgau 1861, S. 128-129.
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