281. Das Hahnentanzjucken in Boms.

[288] Diese Festlichkeit, mit der jedesmal Tanzmusik verbunden war, fand im Sommer unter dem Zulaufe einer Menge Volkes an einem Sonn- oder Feiertage Nachmittags statt. Zu diesem Behufe wurde ein Kreis geschlossen und die Paare gingen unter Musikbegleitung in demselben herum. An einem bestimmten Ziele war in ziemlicher Höhe ein Gläschen aufgestellt. Wer dieses Gläschen mit Hülfe seiner Tänzerin in drei Gängen jedesmal nacheinander umwarf, der trug den Gewinnst davon, der für ihn in der Regel in einem Westenzeug bestand und für seine Tänzerin in einem »Haubenblätz«. Dazumal trugen die ledigen Bauernbursche noch kurze lederne Hosen, die bis an die Knie reichten. War nun das Paar an dem bezeichneten Ziele angekommen, so erfaßte das Mädchen ihren Burschen an den Knieriemen und suchte ihn so in die Höhe zu lupfen; dieser aber legte seine Hände für den Augenblick auf die Schultern seines Mädchens, um sich so einen größern Schwung geben zu können. Von beiden Seiten war Kraft und Gewandtheit erforderlich, wenn der von den Wirtsleuten gegebene Preis errungen sein wollte.

Quelle:
Birlinger, Anton: Sitten und Gebräuche. Freiburg im Breisgau 1862, S. 288.
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