294. Der Siechen-Umgang in Saulgau.

[294] Drunten bei der ersten Mühle, Mosheim zu, stand das Siechenhaus. Wer dort mal hineinkam, habe nicht mehr heraus dürfen. Die Siechen hatten eigenthümliche Kleidung: die Männer lange schwarze Kutten, die Weibsleute schwarze Jacken, dem sog. Peter ähnlich. Diese Sondersiechen hielten Freitags ihren Umzug; vorne drauß gingen einige mit Klappern, hielten vor den Häusern und riefen:
[294]

Gipsch, gäpsch

Weil de lëpscht,

Wenn de nimme lëpscht

Kãnnşt nimer gipsch gäpsch!


Einer mit dem Sack nahm das Mehl, einer mit der Büchse nahm das Geld in Empfang140.

140

Die Malatzen in Luzern tragen »Klefflen«. K. Pfyffer, Luzern. Gesch. S. 237. Abbildungen von solchen Malatzen mit Klappern in Jost Ammanns Künstl. und wolgerißnen Figuren. Frankfurt, Feyerabend 1587. Im Liber vagat. ältest. Druck Bl. 7b.: das seind betler die da klöpperlin tragen als ob sie ussetzig werden etc.

Quelle:
Birlinger, Anton: Sitten und Gebräuche. Freiburg im Breisgau 1862, S. 294-295.
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