353. Leichenbegängniß in Konstanz.

[405] Bei herrschaftlichen Leichenbegängnissen bediente man sich sechs bis acht schwarzgekleideter Männer, wie wir sie bei der Charfreitagsprozession der Jesuiten auch treffen. Diese trugen dabei über das Kreuz gebundene schwarze Pechfackeln, an welchen ein gemaltes Familienwappen geheftet war. Als[405] im Jahre 1780 die Kaiserin Maria Theresia starb, wurden in der Domkirche und bei St. Stephan Trauergottesdienste gehalten, wo bei 24 solcher schwarzgekleideter Männer mit schwarzen, über das Kreuz gebundenen Fackeln, an welchen die Wappen bedeckt waren, das Trauergerüste umgaben. Als Kaiser Joseph II. zur Regierung kam, verschwanden die Bruderschaften und tausend andere religiöse Gebräuche. Diese schwarzen vermummten Gestalten hatten bei besagter Todtenfeier das lezte Mal ihre Rolle gespielt. Sie traten dann später unter dem Namen »Butzengöggel« noch länger im Lyceum und in den Knabenschulen auf, um den faulen oder boshaften Schülern den s.v. Hintern zu verhauen.

Quelle:
Birlinger, Anton: Sitten und Gebräuche. Freiburg im Breisgau 1862, S. 405-406.
Lizenz:
Kategorien:
Ausgewählte Ausgaben von
Sitten und Gebräuche
Sitten und Gebräuche